Interview mit Ludwig Graßler zum 40-jährigen Jubiläumsjahr von „München-Venedig“ Teil 1

Wie ist der Fernwanderweg München-Venedig entstanden?

Das ist eigentlich systematisch gewachsen. Der Umstand, dass ich durch den Beruf nach Wolfratshausen kam, war dann der entscheidende Punkt für München-Venedig. Mein Chef wollte sehr früh, dass ich zum Isartalverein gehe und dort war ich dann auch 36 Jahre lang im Ausschuss. Der Verein nimmt sich um die Wanderwege im Isartal an und damals endeten sie alle in Wolfratshausen. So bekam ich den Auftrag, mich um die Wanderwege zu kümmern und dann hat mich eine Fußverbindung von Wolfratshausen nach Tölz interessiert. Die Nachwirkungen des Krieges und die Munitionsfabriken hatten verhindert, dass es eine durchgehende Wanderung nach Bad Tölz gab. Ich habe dann die Route erkundet und teilweise mit Jugendgruppen ausgebaut, es geht hier nicht um einen breiten Weg, sondern wirklich nur um einen Pfad. Dann waren wir in Tölz, aber der Landkreis ging ja noch weiter, also hat mich die Verbindung nach Lenggries interessiert. Es gab bestehende Fern- und Landstraßen, aber einen sinnvollen, durchgehenden Fußweg habe ich dann zuerst mit dem Bürgermeister besprochen. Bis zum Feuerwehrhaus in Lenggries haben wir dann in Verbindung mit dem Landrat und zwei internationalen Jugendlagern einen Weg entwickelt.

Im Jubiläumsjahr des Isartalvereins, der 1902 vom bekannten Gabriel von Seidl gegründet worden ist, führte ich zum 70-jährigen Bestehen eine Jubiläumswanderung von Großhesselohe zur Isarquelle. Als wir dann nach ein paar Tagen ins Inntal hinaus sind, wir waren vielleicht zu sechst, haben wir festgestellt, dass wir jetzt eigentlich erst richtig eingelaufen sind und gemeint, dass es doch schön wäre, noch weiterzugehen. Als Gebirgsjäger kannte ich das Karwendelgebirge und die Route ins Zillertal und andere wussten z.B. was über die Dolomitenhöhenwege und so entstand dann letztendlich 1972 der Gedanke, von München nach Venedig zu gehen.

 

Wie hat sich der Fernwanderweg im Laufe der Zeit verändert?

Also zum einen sind die Italiener in den letzten Jahren sehr aufgewacht, was München-Venedig betrifft. Als ich voriges Jahr in Belluno war, hat mich der Bürgermeister gefragt, welche Vorschläge ich hätte, um den Weg noch zu verbessern und jetzt wird die Strecke auch nach und nach markiert. Etwa vier- bis fünftausend Personen gehen den Weg jährlich, viele kommen aus Norddeutschland und aus Gegenden, wo kein solches Gebirge ist und inzwischen hat sich der Traumpfad durch das Internet so stark verbreitet, dass die Wanderer aus der ganzen Welt kommen. Als ich den Weg 1974 gegangen bin, da haben wir auch den Klettersteig gemacht, der von den meisten Leuten umgangen wird. Oft sind auch die Verhältnisse nicht so gut und das war etwas leichtsinnig von mir, denn wir sind ohne Sicherung und Helm gegangen. Das ist wirklich riskant mit dem schweren Venediger Rucksack, der zwischen 10 und 16 Kilo wiegt. Auf jeden Fall habe ich da großes Glück gehabt, dass damals nichts passiert ist. Das ist inzwischen besser geregelt und die Wanderer sind besser ausgerüstet.

 

Welches ist Ihr Lieblings-Platzerl in Wolfratshausen?

Das ist die Isar hinter Farchet. Das Bankerl, das da stand wurde mal von ein paar Rowdies zerlegt und in die Isar geschmissen und nach drei, vier Jahren habe ich mich mit dem Vorstand des Isartalvereins, Erich Rühmer in Verbindung gesetzt und jetzt steht wieder ein Bankerl dort. Es hängt auch ein Schild dran vom Isartalverein und ich habe mit großen Reisnägeln noch ein „München-Venedig“ dazu gemacht. Noch schönere Flecken gibt’s direkt am Fluss, von denen aus man die Marienbrücke sieht.

 

Ludwig Graßler ist am 2.8.1925 geboren und wohnt seit 1962 in Wolfratshausen. Nachdem er als Gebirgsjäger nach dem Krieg noch 3 Jahre in Gefangenschaft war, lernte er „Gartenbau von der Pieke auf“ inklusive Lehrzeit, Gehilfenzeit, Auslandspraxis und Studium in Weihenstephan. Die erste Anstellung hatte er beim Landratsamt in Krumbach in Schwaben und nach sechs Jahren dort, ergriff er die Chance, sich um eine freigewordene Stelle als Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege in Wolfratshausen zu bewerben. Inzwischen besteht sein tägliches Training noch, wie er selbst sagt, aus den 51 Stufen zu seiner Wohnung, die er mehrmals pro Tag erklimmt. Herr Graßler stammt aus einer großen Familie, seine Eltern brachten jeweils zwei Kinder mit in die Ehe und 7 gemeinsame Kinder folgten.

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