Interview mit Ludwig Graßler zum 40-jährigen Jubiläumsjahr von „München-Venedig“ Teil 2

Wann sind sie den Traumpfad das erste Mal komplett gewandert?

Ich habe es zuerst 1973 probiert, musste aber durch verschiedene ungünstige Umstände vier Wandertage vor Venedig aufhören. Und die erste durchgehende Wanderung haben wir am 24. August 1974 gestartet. Um 7 Uhr morgens waren wir schon am Marienplatz, der gemischte Chor aus Wolfratshausen war dabei, der uns frohe Wanderlieder gesungen hat. Den gesamten Weg sind wir zu dritt gegangen, die Silvia war damals 16 Jahre alt, der Arnulf 32 und ich war 49 Jahre alt. Während der Wanderung hatten wir immer wieder viele Begleiter, die mit uns Teile des Weges oder Hüttenabende verbracht haben. Wir kamen dann am Markusplatz an und da hab ich gesagt: Vergessen wir mal den Umweltschutz und fliegen wir heim. Das war ein richtiges Kontrastprogramm zum Wandern, denn wir hatten Rückenwind und waren in 40 Minuten wieder zurück in München.

 

Was meinen Sie denn mit der Bezeichnung Traumpfad?

Heutzutage kommt jeden Augenblick eine Sendung über Traumpfade, alles ist ein Traumpfad, aber richtig definieren, was ein Traumpfad ist, hab ich noch niemanden gehört. Früher mussten die Menschen viel mehr zu Fuß gehen, inzwischen fahren wir alles mit dem Auto. Ruhige Fußwege findet man fast nur noch im Gebirge und da und dort auch entlang von Wildflüssen. Den echten Genuss beim Wandern hat man, wenn man eben auf einem Traumpfad ist, das heißt man wandert abseits von städtischem Lärm und Verkehrslärm und hat fußfreundlichen Boden, also keinen harten oder groben Schotter und auch keinen Teer oder Beton. Dann ist das für mich ein Traumpfad. Für München-Venedig habe ich deshalb auch das Tal über dem Brenner gemieden und so ist jetzt der überwiegende Teil der Wanderung wirklich Traumpfad.

 

Was bedeutet Wolfratshausen für Sie?

Als ich 13, 14 und 15 Jahre alt war, bin ich jedes Jahr einmal mit dem Rad von Amberg in der Oberpfalz, das ist nördlich von Regensburg, ins Gebirge gefahren. Da war ich z.B. auf der Benediktenwand. Mit dem Radl hierher bis an den Alpenrand, das sind etwa 260 Kilometer, da war es für mich ein Traum hier in Wolfratshausen zu sein. Die Stadt hat eine ideale Lage. Ich kann mir keinen Ort in Deutschland vorstellen, der besser liegt als Wolfratshausen. Früher habe ich ja in Freising, Weihenstephan studiert und da habe ich manchmal gedacht, Freising müsste so wie es nach Norden liegt, im Süden liegen und das ist ja genau die Lage von Wolfratshausen. Den Reiz machen aber auch die beiden Flüsse Isar und Loisach aus, der Starnberger See, die Osterseen, der Kochelsee, Walchensee, die sind alle nicht weit weg. Auch die malerische Marktstraße und der Hang dazu gefällt mir sehr gut.

 

Ludwig Graßler ist am 2.8.1925 geboren und wohnt seit 1962 in Wolfratshausen. Nachdem er als Gebirgsjäger nach dem Krieg noch 3 Jahre in Gefangenschaft war, lernte er „Gartenbau von der Pieke auf“ inklusive Lehrzeit, Gehilfenzeit, Auslandspraxis und Studium in Weihenstephan. Die erste Anstellung hatte er beim Landratsamt in Krumbach in Schwaben und nach sechs Jahren dort, ergriff er die Chance, sich um eine freigewordene Stelle als Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege in Wolfratshausen zu bewerben. Inzwischen besteht sein tägliches Training noch, wie er selbst sagt, aus den 51 Stufen zu seiner Wohnung, die er mehrmals pro Tag erklimmt. Herr Graßler stammt aus einer großen Familie, seine Eltern brachten jeweils zwei Kinder mit in die Ehe und 7 gemeinsame Kinder folgten.

Den ersten Teil des Interviews finden Sie hier: http://blog.wolfratshausen.de/2014/05/

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