Historisches „Wolfratshauser Flößerei: Gefahr durch Raubritter und Flusspiraten“

Wurden auf den Flößen auf Isar und Loisach in frühen Zeiten vor allem Produkte aus Ackerbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei transportiert, kamen mit dem Wachsen der Siedlungen entlang der Flussläufe schon bald auch Baumaterialien wie Holz, Bruchsteine und Kalk hinzu.

Einen großen Aufschwung erfuhr die Wolfratshauser Floßfahrt und die an den Oberläufen ihrer beiden Flüsse nach der Gründung Münchens im Jahr 1158 – ein von Heinrich dem Löwen angelegter Markt -, und Landshut als wichtigen Handelsposten – gegründet 1204 von dem späteren Kaiser „Ludwig dem Bayern“.

Der Bedarf an Gebrauchsgütern aller Art wuchs und damit auch die Zahl der Flöße – der Transport auf dem Wasser war billiger und schneller als auf den schlecht ausgebauten Landstraßen, aber vor allem sicherer. Denn zu Lande lauerten vielfältige Gefahren. Ein häufiges und unleidiges Problem war die Begehrlichkeit gewisser Mitmenschen. Und das waren durchaus nicht immer nur der Galgenvögel und Habenichtse.

Der Schäftlarner Raubritter Sachsenhauser soll ein Tyrann gewesen sein, der auch die Flößer auf der Isar überfallen hat. Spektakuläre Ritter hoch zu Ross und in voller Rüstung kann man übrigens aktuell auch beim Kaltenberger Ritterturnier erleben.

Der Schäftlarner Raubritter Sachsenhauser soll ein Tyrann gewesen sein, der auch die Flößer auf der Isar überfallen hat. Spektakuläre Ritter hoch zu Ross und in voller Rüstung kann man übrigens aktuell auch beim Kaltenberger Ritterturnier erleben.

Sogar manch edler Rittersmann, durch Fehden oder großspurigen Lebensstil ständig abgebrannt, sah im Reisenden nicht den Schutzbefohlenen, wie es das hehre Ritterideal verlangte, sondern die güldene Gans, die er zu rupfen und manchmal gar zu schlachten gedachte. Deshalb wurde den Flößern auch Kostbares mit auf den Weg gegeben, wie Seide und Gewürze, Südfrüchte und welscher Wein – aber auch Waffen, Rüstungen, Teppiche, Schmuck und Silbergeschirr.

Doch auch der Wasserweg war nicht ohne Gefahren, was auch den Wolfratshauser Flößern zum Verhängnis werden konnte. Denn im Spätmittelalter, als das Rittertum längst in wildes und wüstes Raubritterwesen ausgeartet war, waren solche reich beladenen Flöße in den Mittelpunkt ihres ehrlosen Interesses geraten.

Dem Ritter Konrad Sachsenhauser wird solch übles Raubrittertum nachgesagt. Nach einer Sage über das „Birgweibl“ hat er auf der „Birg“ gewohnt, einer ehemaligen Wehr- und Wallanlage vermutlich aus der Keltenzeit. Sie lag auf einem Felssporn zwischen dem heutigen Schäftlarn und Baierbrunn. Er und seine Mannen begnügten sich nicht mehr damit, die Landstraßen unsicher zu machen und reiche Pilger zu berauben, nein, sie überfielen auch die meist ohne Begleitschutz fahrenden Flöße und plünderten sie aus. Eine beliebte Methode war auch, ein Seil quer über die Isar zu spannen und damit die Waren einfach vom Floß zu schieben.

Der Sachsenhauser trieb es so wild, dass er sogar als „Teufel in Menschengestalt“ galt, der beständig auf der Lauer lag und den Menschen das Leben zur Hölle machte. „Er ist ein wüster Schnapphahn, ein liaderlicher Spießgeselle“, sagte man über ihn. Als in der Münchner Residenz sein Treiben als zu toll empfunden wurde, befahl man, dem Wüstling den Garaus zu machen.

Doch so leicht sollte es nicht gelingen, denn die Burg war wehrhaft und gut mit Vorräten versorgt. Es gab sogar eine eigene Quelle. Die Belagerer dachten schon ans Aufgeben, als sie auf ein Weiblein trafen. Vielleicht hatte sie noch eine alte Rechnung mit dem Raubritter offen oder war von ihm einmal schlecht behandelt worden, jedenfalls gab sie ihnen den Rat: „Bringt ein Pferd an den Rand des Verdurstens und lasst es dann nach Wasser suchen. So werdet ihr die die unterirdische Wasserader finden“. Dann könnten die Münchner Belagerer das Wasser mit Gift ungenießbar machen.

Und tatsächlich: Das Pferd fand die Quelle und das Gift tat seine Wirkung. Kurz darauf musste sich der Raubritter mit seinen Gesellen ergeben und die Burg wurde geschliffen. Sachsenhauser verfluchte die verräterische Alte, die nun seitdem auf der Birg umgehen muss. Wanderern soll sie schon begegnet sein: ein kleines Weiblein mit Strohhut, Stock und einem Korb in der Hand. Kommt sie von der Birg, so fragt sie nach dem Weg nach Baierbrunn und geht sie in Richtung zur Birg, dann fragt sie nach dem Weg nach Schäftlarn. So gelangt sie nie ganz nach Baierbrunn und nie ganz nach Schäftlarn, denn sie ist in die Grenzen der Birg gebannt und kann nicht über diese hinaus.

Konrad Sachsenhauser aber wurde mit seinen Männern auf dem heutigen Marienplatz im München öffentlich durch das Schwert vom Leben zum Tode gebracht.

Wenn man nun über Konrad Sachsenhauser weiter nachforscht, eröffnen sich noch weitere Quellen . So schreibt der Mythenforscher Friedrich Panzer 1955, dass vor allem Sachsenhausers Vater ein Tyrann gewesen sein soll, der von seiner Burg aus auf die Isarflößer schoss. Einer seiner Nachkommen war dann vermutlich Probst Konrad Sachsenhauser, vom Klosters Schäftlarn, anders als sein Vorfahr wird er im „Bayerischen Volksfreund – Ein Unterhaltungsblatt für alle Stände“ (1827) als ein dem Monarchen (Kaiser Ludwig) beliebter und vertrauter Rat bezeichnet. Auch er wurde in einer Sage verewigt: „Die Sage von Raubritter Judas vom Teufelsnest“. Aber davon mehr im nächsten Blog unter „Historisches“…

 

Dies ist ein Gastbeitrag von Sabrina Schwenger, Redakteurin & Freie Journalistin für den Flößerstraßenverein e.V.

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