Historisches: Ein Andenken an den Brücken- und Flößerheiligen Johannes Nepomuk

Der Hl. Johannes Nepomuk hat als Brücken- und Flößerheiliger eine lange Tradition. Auch die beiden Wolfratshauser Flößerfamilien, Franz und Josef Seitner, rufen ihn um seinen Schutz an. Dazu veranstalten sie unter anderem alle drei Jahre die zur beliebten Tradition gewordene Johannifloß-Prozession, die auch heuer wieder im Juni nach Einbruch der Dunkelheit stattfand. Tausende Zuschauer säumten in einer lauen Frühsommernacht das Loisachufer und die Brücken in der Wolfratshauser Altstadt, um dem stimmungsvollen Spektakel beizuwohnen.

Helga Lauterbach, Vorsitzende des Flößer-Kulturvereins (links) und Dr. Gabriele Weishäupl, Tourismusdirektorin München a.D., bei der Enthüllung der restaurierten Nepomuk-Statue.

Helga Lauterbach, Vorsitzende des Flößer-Kulturvereins (links) und Dr. Gabriele Weishäupl, Tourismusdirektorin München a.D., bei der Enthüllung der restaurierten Nepomuk-Statue.

Den Wolfratshauser Flößern verbunden ist auch die Münchnerin Helga Lauterbach mit ihrem jungen Flößer-Kulturverein. Mit ihrem Verein leistet sie wertvolle Beiträge zur Kulturgeschichte der Flößerei in München. So organisierte sie zum Beispiel eine Ausstellung mit dem Titel „100 Jahre Nepomuk-Brücke in Hinterbrühl“, die jetzt in der ehemaligen Flößereinkehr „Gasthof Hinterbrühl“ zu sehen war. In Schaukästen konnten sich interessierte Gäste über die Entwicklung der Floßfahrt auf Isar und Loisach informieren, etwas über die Bedeutung der Flößerei für die Landeshauptstadt erfahren und einige schöne Exponate, wie ein renoviertes Floßschild aus dem Gasthaus und den Hl. Nepomuk aus dem Besitz des Lenggrieser Flößers Michael Angermeier, bewundern. Täglich gab es Themenführungen, wie „Zunftgefäße der Münchner Flößer“ mit Helga Lauterbach oder auch über die Zunftstangenträger aus der Thalkirchner Jahreskrippe mit Jürgen Henning. Auch der Wolfratshauser Flößer Josef Seitner war geladen, er erzählte von der Tradition der Flößer und erklärte das Flößerhandwerk. Schließlich wurde dann sogar noch die Geschichte vom „Tölzer Prügel“ von Christine Metzger-Kuchenbaur und Andreas Binder erzählt.

Ein Höhepunkt zur Ausstellungseröffnung war die Segnung der Nepomuk-Statue von 1984, einer Nachbildung der originalen Nepomuk-Figur, durch Stadtpfarrer Michael Kiefer aus St. Maria Thalkirchen. In der Ausstellung im Gasthaus zu sehen war dann die liebevoll restaurierte, alte Nepomuk-Statue, die von Dr. Gabriele Weishäupl, Tourismusdirektorin München a.D., begeistert enthüllt wurde. Über die Geschichte des Hl. Nepomuk und seine Bedeutung als Flößerheiliger berichteten die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Christine Rädlinger (Historikerin) und Helga Hügenell (Bezirksrätin).

Zur Geschichte der Nepomuk-Brücke

Die Nepomuk-Brücke in der malerischen Landschaft der Oberen Isarauen.

Die Nepomuk-Brücke in der malerischen Landschaft der Oberen Isarauen.

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen auf der Isar zahlreiche Flöße nach München und legten an der Münchner Hauptlände bei der Ludwigsbrücke und auch den Ausweichländen an. Durch den Ausbau großstädtischer Boulevards entlang der Isar und die neuen Kaimauern zum Hochwasserschutz wurden neue Ländplätze nötig. So entstand 1899 die große Zentrallände bei Maria Einsiedel, die alle Flöße aufnehmen konnte.

Die Floßlände Maria Einsiedel, an der auch heute noch die Flöße aus Wolfratshausen ankommen, erreichte man über einen neuen Floßkanal, mehrere Schleusen waren für die Regulierung der Wassermenge zuständig. Einige konnten auch als Brücken genutzt werden, so auch die heutige Nepomuk-Brücke. 1909 wurde sie zu einem Fußgängersteg mit Geländer umgebaut. Um sie besser in die malerische Landschaft der Oberen Isarauen einzufügen, bekam sie fünf Jahre später eine Holbrüstung und einem Aussichtspunkt. Im gleichen Jahr wurde hier – unter einem Schutzdach – die Statue des hl. Johannes Nepomuk eines unbekannten Künstlers in der typischen Darstellung als Priester mit Kreuz und Märtyrerpalme aufgestellt. Die Figur stand mit dem Gesicht zum Wasser gewandt und war für die Flößer gut sichtbar. 1969 wurde die beliebte Brücke aufgrund seines schlechten baulichen Zustands neu gebaut, 1984 dann renoviert und 2012 noch einmal saniert. Die neue Nepomuk-Statue blickt nun gegen die Fließrichtung des Kanals. Zahlreiche Besucher strömen hier täglich vorbei, um zum Hinterbrühler See zu gelangen.

Sabrina Schwenger
Redakteurin, Freie Journalistin

Für den Flößerstraßenverein e.V.

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