Von wegen Winterruhe – bei den Flößern gibt es viel zu tun

Kein Stückchen Holz wird verschwendet

Ungeduldig wartet Josef Seitner auf den großen Holz-Transporter. Der Mehrtonner mit Anhänger hat die stattlichen Baumstämme geladen, die im nahen Staatsforst geschlagen wurden. p1010162Die Stämme wurden von Ästen und Rinde befreit und auf den Transporter geladen. Nun kommen sie an der Weidacher Lände an, wo  sich auch die Werkstatt von Josef Seitner befindet. Im Sommer sind hier 16 Mitarbeiter beschäftigt, jetzt im Winter sind nur noch zwei Arbeiter vor Ort.

Gemeinsam mit den beiden Arbeitern bearbeitet er die Stämme weiter. Die Enden werden leicht abgerundet.Der Durchmesser wird gut sichtbar auf die Schnittfläche geschrieben, damit die Stämme passend zusammengestellt werden können. 17 bis 18 Stämme werden für ein Floß benötigt.

Das Holz ist nur einen Sommer im Einsatz im Wasser, doch im Herbst ist noch nicht Schluß für das Holz. Die Stämme kommen in das Sägewerk und werden zu Bauholz weiterverarbeitet. Kein Meter wird verschwendet. Nur die ersten fünf, sechs und höchstens der letzte Meter eines Baumstammes, der für ein Floß eingesetzt wurde, sind nass. Der Rest des Stammes ist trocken und kann zum Beispiel für Dachstühle verwendet werden. Josef Seitner ließ sich den Dachstuhl seines Hauses aus den Stämmen eines Floßes machen. Ehrensache.

 

Reine Handarbeit: Das Schäpsen

kl-p1010197Gerade vom Staatsforst kommt Michael Angermeier. Er hat dort die neuen Stämme für die Flöße ausgesucht. Ein idealer Baum ist oben nicht zu dünn, sondern hat ein ausreichendes Zopfmaß wie es bei den Flößern heißt.

Für ihn gibt es keine Alternative zum schäpsen mit der Hand. Schäpsen ist die altbairisch für entrinden, schälen. Keine Maschine kann die Rinde so vorsichtig entfernen ohne den Bast aufzureißen. Wenn die natürliche Schutzschicht des Stammes beschädigt ist, dringt das Wasser in das Holz ein. Für die Flöße muss das Holz leicht und trocken bleiben, um zu schwimmen. Das Schäpsen der Stämme mit der Hand ist eine mühsame Arbeit, aber der Einsatz lohnt sich, davon ist der Floßmeister überzeugt.

Sogar wenn die neuen Stämme bearbeitet und für die nächste Saison eingelagert sind, gibt es noch genügend zu tun. Schließlich gibt es im Baumarkt keine Regalreihe für Flößer und ihre Werkzeuge, so Michael Angermeier. In der Werkstatt werden die Eisenkeile geschmiedet und die Wieden hergestellt. Wieden sind starke Holztaue die aus den Sträuchern des Wolligen Schneeballs gebunden werden. So manches Werkzeug muss gerichtet werden und so gibt es für Michael Angermeier  im Winter nur wenig Ruhezeiten.

 

Der Mond bestimmt den richtigen Zeitpunkt

Franz Seitner mit der Motorsäge

Franz Seitner mit der Motorsäge

Beim Fällen der Bäume setzt Franz Seitner auf den Mond. Nur wenn der abnehmende Mond kein Wasserzeichen (Krebs oder Fisch) hat, ist der Zeitpunkt ideal, um die Bäume für seine Flöße zu fällen. Dies sind im Monat nur jeweils vier bis fünf Tage, in denen gefällt, entastet und geschäpst werden kann.

Schon sein Vater und Großvater fällten die Bäume nur während des abnehmenden Mondes. In diesem Zeitfenster gefällte Stämme bleiben die ganze Sommersaison über trocken. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür hat Franz Seitner trotz Nachfrage bis heute noch nicht gefunden. Wohl aber ein Beispiel aus der Praxis. Vor einigen Jahren musste er zu einem anderen Zeitpunkt geschlagenes Holz nehmen und prompt mussten diese Stämme im Juni ausgewechselt werden, weil sie so nass und schwer wurden.

Wir haben gesprochen mit:

Josef Seitner vom
Flößereibetrieb Josef Seitner
Lindenweg 1
82515 Wolfratshausen
Tel.: 08171-78518
Fax: 08171-10667
E-Mail
www.flossfahrt.de 
Einstiegstelle: Floßlände an der Weidacher Hauptstraße (Loisach)
Michael Angermeier vom
Flößereibetrieb Michael Angermeier
Kalkofenstraße 12a
83646 Arzbach b. Bad Tölz
Tel.: 08042-1220
Fax: 08042-3724
www.isarflossfahrten.de
Einstiegstelle: Floßlände in der Pupplinger Au
 
Franz Seitner vom
Flößereibetrieb Franz Seitner
Heideweg 9
82515 Wolfratshausen
Tel.: 08171-18320
Tel. 08171-910192 (AB Fam. Heidl)
Fax: 08171-18408
E-Mail
www.flossfahren.de
Einstiegstelle: Floßlände an der Weidacher Hauptstraße (Loisach)

 

Ein Gedanke zu „Von wegen Winterruhe – bei den Flößern gibt es viel zu tun

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*
Website