Flößer Franz Seitner im Interview – Teil 1

Herr Seitner, was bedeutet die Flößerei für Sie persönlich?

Das hat sich eigentlich von einem Hobby zu einem leidenschaftlichen Nebenberuf entwickelt, wenn man mal angefangen hat, dann bleibt man auch dabei. Wir haben ja hauptsächlich Flößer aus Gaissach und Lenggries, da sind die Älteren mit meinem Vater gefahren und auch noch bei mir zum Teil und jetzt sind die Jungen eingestiegen. Manche von ihnen fahren inzwischen auch schon wieder fast 30 Jahre lang. Bis jetzt gibt’s noch genügend Nachwuchs, wenn’s einer mag, dann ist das ein schöner Nebenverdienst auf jeden Fall. Man sagt, das ist die schönste Zeit im Jahr, man ist viel am Wochenende unterwegs, kann in der Natur arbeiten und lernt viele Menschen kennen.

Wie hat sich die Flößerei mit der Zeit entwickelt?

Das geht auf und ab, mit der Nachfrage. Es gab früher viel mehr Werktagsflöße, also Firmen, die eine Fahrt gebucht haben, die haben inzwischen stark nachgelassen. Jetzt kommen zwar vereinzelt wieder welche, aber allgemein ist es ruhiger geworden. Es gab Zeiten in denen war der Jahresdurchschnitt 1000 Flöße, letztes Jahr waren es noch 700 – vor allem aber durch das Hochwasser bedingt. Bei nur wenigen Tagen Hochwasser fallen schon sehr viele Floßfahrten aus. Einen ganz leichten Aufwärtstrend können wir aber verzeichnen.

Wann genau ist die Floß-Saison?

Die Saison fängt normalerweise am 1. Mai an und geht bis zum zweiten Wochenende im September, immer ein Wochenende vor dem Oktoberfestbeginn. Wir fangen aber erst am 9. an, bedingt durch den Patronatstag der bayrischen Gebirgsschützen, der für meine Flößer so ein wichtiger Tag ist, dass wir schon seit 10 Jahren erst eine Woche später anfangen. Im Schnitt fahre ich dann in einer Saison 60-70 Mal.

Am 18. Mai ist ja die Johannifloßprozession, was gibt es denn da vorzubereiten?

Da muss man eigentlich nicht viel vorbereiten, der Ablauf ist ja genau geplant. Die Flöße werden von München mit dem LKW raus gefahren, hier eingebaut, von der Feuerwehr hochgezogen und festgemacht. Am Sonntag werden sie hergerichtet und festlich geschmückt und am Abend fahren wir dann im Fackelschein die Loisach hinunter. Wir steuern bei der Prozession das sogenannte „Prominenten-Floß“, mit Stadträten, dem Bürgermeister und anderen Politikern. Auf dem zweiten Floß von Josef Seitner, werden sich die Statue, Pfarrer, Ministranten und weitere Ehrengäste befinden.

 

Aus diesen Stämmen werden die Flöße gefertigt

Aus diesen Stämmen werden die Flöße gefertigt

 

Franz Seitner fährt seit gut 50 Jahren Floß. Mit 16 war er das erste Mal unterwegs und hat 1981 zusammen mit seinem Bruder den Flößereibetrieb übernommen. Damals wurden die Floßfahrten nur am Wochenende angeboten, da er bis Anfang 2000 noch berufstätig war. Seine Tochter Monika Heidl-Seitner führt inzwischen das Büro des Betriebes. Mehr Informationen unter www.flossfahren.de

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