Ein Tag mit dem Wolfratshauser Stadtbus

Wie lebt es sich in Wolfratshausen ohne Auto? Um das herauszufinden, verzichtete ich einen ganzen Tag auf mein geliebtes Vehikel und suchte mir den Stadtbus als Transportmittel aus. Mein Fazit: Eigentlich ganz bequem. Man steigt ein, lässt sich gemütlich in die Altstadt bringen – ohne Parkplatzsuche! Und das für wenig Geld: Pro Fahrt nur 1,30 €. Und der Busfahrer wechselt sogar, anders als der Parkscheinautomat!

Ich muss in die Stadt, an meinem freien Tag habe ich immer viel zu erledigen. Der Stadtbus hält nur wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt und ist ruckzuck mitten in der Marktstraße. Mein Weg als verantwortungsbewusste Vollblut-Mama führt mich natürlich erst einmal in den Spielwarenladen: die Freundinnen meiner Töchter feiern Geburtstag und hier gibt’s die Geburtstagskisten. Und dann muss ich noch ins Bürgerbüro, in den Feinkostladen – ich brauche ein Geschenk für meine Schwiegermutter, zum Uhrmacher, zum Schuster und schnell ins Reisebüro. Schließlich stehe ich im Drogeriemarkt als mir einfällt: Mist, ich hab ja heute noch gar nichts zum Mittagessen! Und einen Supermarkt gibt es ja leider in der Stadt nicht mehr. Kurz überlegt und dann der Griff in die Handtasche zum Regionalfahrplanheft. Ganz hinten drin in der Klappe ist die Stadtbuslinie abgedruckt – und tatsächlich: Der Stadtbus hält in der Königsdorfer Straße direkt vor einem „Vollsortimenter“ (Der Leser wird schon wissen, wen ich meine!). Sehr praktisch, liegt das für mich doch direkt auf dem Heimweg. Und so schlendere ich gut gelaunt zurück zur Haltestelle am Marienplatz. Der Bus fährt immer jede Stunde 12 Minuten vor der vollen Stunde Uhr dort ab. Das lässt sich gut merken.

Entspannt lasse ich mich dann in die Königsdorfer Straße kutschieren. Im Bus sitzt schon eine Mutter mit zwei Kindern, die begeistert aus dem Fenster schauen und nacheinander alle freien Sitze ausprobieren. Eine ältere Dame beobachtet das fröhliche Treiben. Ich komme mit ihr ins Gespräch. Sie ist eine waschechte Wolfratshauserin und wohnt direkt in der Marktstraße. Weil sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, hat sie einen Rollator dabei. Die Schließung des Altstadt-Tengelmann hat sie vor große Probleme gestellt, da sie kein eigenes Auto mehr hat. Im Markt bekommt sie noch viel für den täglichen Bedarf: Backwaren, Fleisch, Obst, Gemüse, Drogerieartikel. Doch wie ist es mit Nudeln, Reis, Butter, Milch und ähnlichem? Mancher, wie die Bäckerei Burger hat dazu nun ein kleines Sortiment zur Auswahl. Doch weil sie manchmal mehr braucht nutzt sie nun seit Mitte Juni den Stadtbus für ihre Besorgungen im Supermarkt. Gemeinsam steigen wir aus, ich helfe ihr dabei. Ist doch selbstverständlich. Nun habe ich genau eine Stunde Zeit, dann fährt der nächste Bus für mich stadtauswärts. Wer wieder zurück in die Stadt möchte, braucht nur die Straßenseite zu wechseln. Hier ist Abfahrt immer 8 Minuten nach der vollen Stunde.

Beim Einkaufen kann ich mir Zeit lassen, es reicht sogar noch für eine Tasse Cappuccino in der Bäckerei. Dort treffe ich auch meine Busbekanntschaft wieder. Sie gönnt sich ein Tässchen Kaffee und ein Croissant. Wir plaudern noch, bis ich dann doch raus muss. Der Bus kommt nämlich gleich.

An der Bushaltestelle gesellt sich eine junge Mutter zu mir. Sie hat kein eigenes Auto und ist auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, erzählt sie mir. Und was ich dann erlebe, begeistert mich. Als der Bus vor uns hält, steigt der Busfahrer aus, um beim Einladen des mit Einkäufen voll bepackten Kinderwagens zu helfen. Ich frage nach und erfahre: Das gehört für ihn einfach mit dazu.

Der Bus rollt weiter Richtung Heimat. Von der nächsten Haltestelle Farchet/B11 – sind zwei Discounter und ein weiterer großer Supermarkt gut zu erreichen. Doch da muss ich heute nicht mehr hin. Dafür steigt eine sportliche Mittfünfzigerin ein – sie hat sich das Knie verletzt und geht an Krücken. Klar, damit kann man nicht Auto fahren. Doch mit dem Stadtbus ist man trotzdem noch mobil.

Mein Fazit nach einem Tag: Ich sollte öfter mit dem Bus fahren. Es ist umweltschonender, stressfreier und noch dazu ziemlich günstig. Und wenn man ein Handicap hat, gibt es in Wolfratshausen wirklich hilfsbereite Busfahrer.

Gut zu wissen:

Den Regionalfahrplan gibt es kostenlos übrigens unter anderem in den Werbekreisgeschäften in Wolfratshausen und – soweit noch auf Lager – auf Nachfrage in den Bussen. Der Plan wird im Dezember nach der Fahrplanumstellung wieder neu aufgelegt und im Stadtgebiet verteilt. Die Fahrpläne für den Stadtbus finden sich auf den letzten beiden Seiten.

Im Internet findet man den Linienplan unter http://www.wolfratshausen.de/fileadmin/Media/PDF/Tourismus/Verkehrsanbindungen/Linienplan.pdf

Sabrina Schwenger

Redakteurin, Freie Journalistin aus Wolfratshausen

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