Bankerl-Wege für Wolfratshausen: Die etwas andere Art des Spazierengehens

Wolfratshausen ist im Bankerl-Fieber: Nach den Mitfahrerbänken als Alternative zu Bussen und dem eigenen Auto gibt es jetzt auch Bankerl-Wege. Grundlage ist eine App von Stephanie Hill und Michael Wyrzykowski, mit der man Bänke finden und eintragen kann. Zusammen mit unserer Stadt Wolfratshausen haben die beiden nun eine neue Funktion entwickelt, die Spazierwege um Wolfratshausen mit Übungen, Rätseln und Spielen zu einem Erlebnis macht.

Die beiden „Isar-Faulenzer“ an der alten Floßlände sind nun mit QR-Codes ausgestattet. Sie gehören zum eher gemütlichen, 2,5 Kilometer langen Entspannungsweg. Wer sie mit der Mein Bankerl-App scannt, bekommt (ent)spannende Inhalte passend zum Ort auf sein Smartphone. (c) Stadt Wolfratshausen

Alles begann 2014, während einer Wanderung in Österreich. Stephanie Hill und Michael Wyrzykowski waren auf der Suche nach einem lauschigen Plätzchen für ein Picknick, doch der Boden war nass vom vorangegangenen Regen, und es waren weit und breit keine Bänke in Sicht. Schließlich gaben sie die Suche auf und ein Stein musste für das Picknick herhalten. Mit etwas gedämpftem Enthusiasmus gingen sie weiter, liefen um die nächste Kurve – „und da stand sie, die Mega-Bank mit traumhaftem Ausblick“, so erzählt Stephanie Hill von der Geburtsstunde der App „Mein Bankerl“.  Solche Zierden der Wander- und Spazierwege dieser Welt durften sich Wanderer, Spaziergänger und Gassigeher doch nicht entgehen lassen!

Wie findet man seine Lieblingsbank?

App-Entwickler Michael machte sich kurzerhand neben Beruf und Studium ans Werk, und die beiden veröffentlichten drei Jahre später die erste Version des Smartphone-Programms: Nutzer können auf einer Karte Standorte und Bilder von Bänken sehen, können sich ihre Lieblingsbänke speichern und eigene auf der Karte eintragen, damit andere Spaziergänger sie finden. Über 1700 Bankerl sind schon eingetragen, die meisten davon in Deutschland. Aber auch in Österreich, Italien, Frankreich, England oder auch Ungarn haben Nutzer schon Bänke hinzugefügt. Und der Ideenreichtum der beiden ist noch längst nicht erschöpft.

So sieht die Startseite der Mein Bankerl-App aus.
Wenn man an einer Stelle herein-zoomt, sieht man
wo sich dort Bänke befinden. Neu ist der Button
„Wege“ unten links: Hier findet man die drei Bankerl-Wege,
die es jetzt exklusiv in Wolfratshausen zu entdecken gibt.
(c) Mein Bankerl (Screenshot)

Der Weg zu Wolfratshauser Bankerln

Seit Montag hat die App noch eine weitere Funktion, ein Pilotprojekt sozusagen, das in Wolfratshausen Premiere feiert: die Bankerl-Wege. Die Idee kam auf, als Stephanie im Auftrag von Tourismus-Managerin Gisela Gleißl einen Text über die Flößerstadt schrieb. Die beiden waren sich einig: „Bergwald, Loisach, Innenstadt, Restaurants – hier in Wolfratshausen herrscht viel Potential“. Das wollten sie für Bürger sowie für Touristen erlebbarer machen, und beschlossen ein gemeinsames Projekt: Die vielen Wolfratshauser Bänke wurden zu Spazierwegen mit den Themen Familie, Sport und Entspannung verbunden. Herzstück des Ganzen sind jedoch die kleinen an den Bänken angebrachten Schildchen mit schwarz-weißem Muster: die QR-Codes. Hinter ihnen verbergen sich Rätsel, Spiele, Informationen zur Umgebung, Sport- oder Entspannungsübungen, die beim Scannen mit dem Smartphone in der App erscheinen. Wer fleißig Bankerl abklappert, bekommt während Aktionszeiträumen am Ende sogar eine kleine Belohnung.

Wolfratshauser Kulturmanagerin Gisela Gleißl mit den Mein Bankerl-Gründern Stephanie Hill und Michael Wyrzykowski. (c) Stadt Wolfratshausen

So funktionieren die Bankerl-Wege

So sieht beispielsweise die Route für den Sportweg aus. Ist man beim Start-Bankerl angekommen, tippt man auf das blaue Symbol unten rechts, scannt den Code und bekommt beispielsweise die Anleitung für eine Übung angezeigt. Danach geht es in Pfeilrichtung weiter zum nächsten Bankerl. (c) Mein Bankerl (Screenshot)

„Unser Motto war dabei immer die Einfachheit, das Alltägliche, im Gegensatz zu den immer komplexer werdenden Fitness- und Wellness-Themen“, erzählt Stephanie Hill. Die Leute sollten dazu motiviert werden, einfach mehr rauszugehen, mehr zu laufen. Die Inhalte, die beim Scannen der QR-Codes angezeigt werden, machen das interessanter. „Die Bänke gab es schon rund um Bergwald, Loisach und Innenstadt, da mussten wir nur noch an der Route und den Inhalten arbeiten.“  Viele Überlegungen flossen mit ein, denn das Ganze sollte für die Nutzer so sinnvoll und leicht wie möglich zu handhaben sein. So haben die Entwickler beispielsweise darauf geachtet, nur Rundwege zu konzipieren und sie in unmittelbarer Nähe zu Parkplätzen oder der S-Bahn-Station zu starten. Die Wege sollten bestehende Attraktionen wie den Bergwald-Lehrpfad, den Kräuter-Kraft-Kreis oder das Kastenmühlwehr einbinden und stimmig ergänzen. Die Route von Bankerl zu Bankerl sieht der Nutzer auf der Karte von Google Maps, die in der App integriert ist. Optional kann er auch das GPS-Signal einschalten und seinen eigenen Standort auf der Karte erkennen. „Die Entwicklung der Bankerl-Wege dauerte fast ein Jahr, aber es hat großen Spaß gemacht. Man achtet plötzlich auf scheinbar völlig alltägliche Dinge und beginnt, eine einfache Bank als richtige Besonderheit mit einer eigenen Geschichte wahrzunehmen.“

Prominente Mitstreiter

Radsportlerin Claudia Lichtenberg hat Übungen, Tipps und Tricks zum Sportweg beigesteuert. (c) Claudia Lichtenberg

 

Mit ihrem Enthusiasmus steckte das Mein Bankerl-Team nicht nur die Stadt Wolfratshausen an, sie konnten auch Partner für ihr Projekt gewinnen. Darunter die internationale Radsportlerin Claudia Lichtenberg: „Für Aktivitäten an der frischen Luft bin ich immer zu begeistern. Man braucht nicht viel, um einen schönen aktiven Ausgleich zum Alltag zu finden.“, schwärmt sie. Und es blieb nicht bei Lippenbekenntnissen: sie unterstützte das Projekt und gibt wichtige Tipps und Hinweise zu den einzelnen Übungen des Sportwegs. „Es kann eine große Hilfe sein, wenn man sich den Kopf nicht über den Weg zerbrechen muss und man einfach nur losgehen kann. Gleiches gilt für die Übungen an den Bänken – Mitmachen statt Planen! So ergibt sich völlig ungezwungen eine landschaftlich schöne und sportlich professionell angeleitete Runde.“ Die Wolfratshauser Kräuterpädagoginnen steuerten ebenfalls etwas von ihrem Erfahrungsschatz bei und gestalteten Inhalte zum Thema Kräuter für den Entspannungsweg.

Bei der BERNHOFER Chocoladenmanufactur im Obermarkt gibt es für die Bankerl-Sucher bis Ende Juni eine süße Überraschung. (c) BERNHOFER

Auch die Geschäfte in Wolfratshausen können Partner werden. Den Anfang macht da die BERNHOFER Chocoladenmanufaktur & Genusswerkstatt – was es hier wohl für eine Belohnung geben mag?  Wo man in Zukunft die kleinen Geschenke nach erfolgreichem Spazieren erhalten kann, erfährt man in der App.

„Noch machen wir das ganze Bankerl-Projekt nebenberuflich“, erzählt Stephanie, „aber es wächst stetig. Es kommen ständig neue Ideen, Entwicklungen und Updates!“ Die beiden denken über die Gründung eines Startup-Unternehmens nach, denn es gibt immer viel zu tun, damit eine App leistungsfähig bleibt, mit der Zeit geht und in sämtlichen Anwendungsfällen und Randbedingungen zuverlässig funktioniert. Denkbar ist auch eine Erweiterung des Projekts Bankerl-Wege in neuen Gebieten – heute jedoch sind wir „Versuchskaninchen“, die mit dieser innovativen Idee testen dürfen, was hinter einfachen Bänken an schönen Orten so alles stecken kann.

 

 

Erhältlich ist die App Mein Bankerl für Android-Geräte im Google Playstore unter dem Link https://www.mein-bankerl.de/playstore.html. Alternativ können Sie sich hier links auch gleich im Scannen von QR-Codes üben. Dazu einfach einen (meist vorinstallierten) QR-Code-Reader öffnen, wie eine Kamera darauf halten und danach gegebenenfalls „Website öffnen“ oder ähnliches auswählen, falls sich der Link nicht direkt öffnet. Dann landen Sie mit dem Handy bei der oben genannten Website, ohne den Link abzuschreiben.

In der Mein Bankerl-App ist ein QR-Code-Reader enthalten.Das Scannen der Codes auf den Bankerln funktioniert genauso; es öffnet sich dann der Inhalt zur jeweiligen Bank.

Die Stadt Wolfratshausen wünscht viel Spaß beim Spazieren und Ausprobieren!

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