„Camp Office“ – Frische Luft inklusive

Die Sonnenstrahlen kitzeln. In der Ferne hörst du einen Vogel, der munter ein sommerliches Lied zwitschert. Vor dir auf dem Tisch steht dein Laptop und du bist im „Flow“: deine Finger fliegen über die Tasten, du bist fokussiert und die Arbeit fällt dir leicht.

Die vorübergehende Schließung des Campingplatzes in Wolfratshausen aufgrund der Covid-19-Pandemie, aber auch die Situation vieler Arbeitnehmer*innen, die nun ihre Arbeitszeit im „Homeoffice“ verbringen, brachten Michael Kramer, der seit 1997 den Campingplatz direkt am Badeweiher leitet, auf eine herausragende Idee: „Camp Office“. In einem Interview verrät er uns mehr über sein Konzept.

Herr Kramer, herzlichen Dank für Ihre Zeit. Seit Tagen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um den Bürger*innen einen Tapetenwechsel in puncto „Homeoffice“ anbieten zu können. Wie sind Sie auf die Idee gekommen und was bieten Sie beim Camp Office an?

Servus, Frau Kisselbach 🙂

Die Idee entstand eigentlich während eines Gesprächs mit einem guten Freund, welcher derzeit seinen intensiven Job im Homeoffice bewerkstelligt. Er hat Gott sei Dank einen schönen Garten, in welchem er nun manchmal arbeitet. Trotzdem ging es ihm schon ganz schön an seine Reserven, den Fokus auf seine Arbeit zu legen, während zeitgleich mit seiner Frau die Online-Schule des Sohnes geregelt werden musste.

Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es nun einer Familie ergeht, welche z.B. in einer kleinen Wohnung auf dem 13. Stock ihren Familienfrieden organisieren soll. Wenn den ganzen Tag das Telefon klingelt, die Mails reinflattern, der Sohn eigentlich nur noch raus will und die Tochter mit dem Bruder streitet während die Mutter versucht die Balance zwischen den Gemütern halten und nebenbei noch kocht. Das kling aus meiner Sicht fast unmöglich und schreit förmlich nach einer Auszeit.

Ursprünglich war mein Gedanke, dieses Jahr weitere Mietzelte für Urlauber aufzubauen. Das erweist sich derzeit allerdings als schwierig. Unser Campingplatz ist geschlossen und als leidenschaftlicher Gastgeber tut es einem sehr leid, wenn dieses schöne Idyll zur Verfügung steht und keiner es nutzen kann. Und da war sie, die Idee.

Sharing is caring, also warum nicht übergangsweise wenigstens ein paar Einheimischen einen Platz der Ruhe zur Verfügung stellen. Eine Pause für Mama und Papa. Einer kann in Ruhe arbeiten und der andere kümmert sich um die Kids. Das ist doch die beste Grundvoraussetzung um ein friedliches gemeinsames Abendessen im Kreise seiner Familie zu genießen und sich wieder aufeinander zu freuen. Diese Idee war mir sofort ein Experiment wert. Er erscheint mir außerdem auch für uns als kreative Win-win-Situation in der Krise ist.

Wenn wir derzeit schon keine Übernachtung anbieten können, warum nicht einfach kurz umstrukturieren und dieses kleine Einöd wenigstens tagsüber zur Verfügung stellen.

Never try, never know 🙂

Ich habe spontan reagiert und kurzer Hand sechs wasserdichte hochwertige 3×3-m-Faltpavillons und einen halben LKW voll Holz aus dem Sägewerk bestellt.

Es entstehen gerade stabile Böden aus Fichte für den inneren Bereich der Pavillons und dazu noch eine 2×3 m große Terrasse aus Lärche um bei schönem Wetter auch vor dem Zelt sitzen zu können. Ausgestattet werden die Pavillons zweckmäßig und simple.

Ein stabiler Klapptisch mit Klappstuhl aus Holz, ein kleiner Beistelltisch mit einer Herdplatte, ein Dreifach-Stecker und einem Wasserkessel mit Tasse. Dazu noch ein Liegestuhl und fertig ist das „Camp-Office“. Unser gerade neu aufgebautes WiFi ist stabil, flächendeckend und selbstverständlich inklusive. Unser neu hergerichteter Grillplatz auf der Zeltwiese kann auch genutzt werden. Einen Grill stellen wir zur Verfügung. Die Reinigung und Desinfektion des Pavillons, der Herdplatte usw. übernehmen wir, um den gastronomischen Auflagen in Sachen Covid-19 & HACCP gerecht zu werden.

Wer einen bequemen Bürostuhl braucht, darf diesen natürlich gerne mitbringen.

Wie erfolgt die Buchung der Pavillons und wie ist die Nutzung geregelt?

Wir werden im Navigationsmenü unserer Webseite einen Button „Camp-Office“ einpflegen. Dort finden Interessenten dann alle wichtigen Infos, Preise und ein Reservierungsformular. Telefonisch sind wir derzeit nicht erreichbar, da die momentane Flut an Anrufen nicht zu bewerkstelligen ist. Jeder möchte am liebsten sofort in den Urlaub, verständlicher Weise, aber wir sind einfach noch nicht soweit. Es soll ja alles vernünftig geregelt sein, um Ruhe und Entspannung zu garantieren. Also beschränken wir uns auf eine Online-Kommunikation.

Bei Bestätigung der Reservierungsanfrage werden wir eine Datei im PDF-Format anhängen, welche über unsere Hygienevorschriften aufklärt. Den Ausdruck dieser Datei bringen unsere Kunden dann ausgefüllt und unterschrieben mit, somit regeln wir die derzeitige Protokollpflicht über den Aufenthalt auf unserem Camp. Dieser Ausdruck ist gleichzeitig auch die Zutrittserlaubnis für unser Campingplatzgelände. Wir haben derzeit die Einfahrten des Camps gesperrt und bitten jetzt schon darum, von persönlichen Besuchen an der Rezeption abzusehen.

Beim ersten Check-in werden wir einen Termin vereinbaren, um im persönlichen Gespräch über die derzeitigen Regelungen zur Nutzung der Toilette und über das Verhalten auf dem Campingplatz hinzuweisen. Hier appellieren wir an die Vernunft unserer Kunden. Bei den derzeitigen Auflagen bzgl. Gastronomie, Hygiene und Tourismus müssen wir einfach zusammenarbeiten, was bei Einhaltung unserer unumgänglichen Regeln auch kein Problem darstellen soll.

Der Aufenthalt wird von 8.00 Uhr morgens bis 19.00 Uhr abends erlaubt. Übernachtungen und der Zutritt bzw. die Benutzung der Duschen kann leider nicht gestattet werden. Nach 19.00 werden die Pavillons wieder für den nächsten Tag hergerichtet, persönliches Equipment darf leider nicht im Pavillon gelassen werden.

Derzeit sind wir auch noch mit einem Masseur im Brainstorming. Wenn alles klappt können wir dann auch noch eine medizinische Massage anbieten. Das wäre noch eine tolle Ergänzung, welche dem Arbeitstag auch noch einen kleinen Wellness-Touch verleiht. Ich hoffe wir bekommen das auch noch hin aber das kann ich momentan noch nicht versprechen.

Wie erging es den ersten Nutzer*innen des „Camp Office“?

Wir werden berichten 🙂

Danke, Herr Kramer, für die tolle Idee und das informative Interview.

Danke ebenso, Frau Kisselbach, wir freuen uns schon auf die ersten Besucher! Ich glaube das wird toll.  🙂

Zum Weiterlesen

Alle Informationen zum aktuellen Stand findet ihr auf der Homepage des Campingplatzes Wolfratshausen. Sofern der reguläre Betrieb im Rahmen der Covid-19-Pandemie wieder aufgenommen werden kann und inwiefern, erhaltet ihr dort die Hinweise aus erster Hand.

 

 

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