Fahrradfreundliches Wolfratshausen

Stadträder, Rennräder, Mountainbikes, Trekkingräder – mittlerweile gibt es für Jedermann und Jederfrau den passenden Gefährten. Aber kennt ihr eigentlich schon die Vorteile der praktischen Drahtesel? Ganz klar, die Bewegung hält uns fit und gesund. Das Fahrrad benötigt nur unsere Muskelkraft und kein Benzin oder Diesel. Es ist umwelt- und klimafreundlich, weil es keine Abgase produziert. Und manch einer bemerkt, dass er/sie mit dem Radl schnell von A nach B kommt, weil es in Wolfratshausen wunderschöne, ampelfreie Abkürzungen gibt, die mit dem Auto nicht befahrbar sind. Das sind nur einige Gründe, weshalb es sich lohnt, den Radverkehr zu unterstützen und zu fördern.

Auch die Stadt Wolfratshausen engagiert sich für die Fahrradfahrer*innen in Wolfratshausen. Erst 2018 erhielt die Stadt die Auszeichnung als „fahrradfreundliche Kommune“ seitens der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e.V.“ (AGFK), in der sie auch Gründungsmitglied ist.

Mit der regelmäßigen, jährlichen Teilnahme an der Aktion „STADTRADELN“ unterstützt die Stadt Wolfratshausen seit 2016 zudem eine europaweite Aktion zum Klimaschutz und sorgt so auch dafür, dass das Thema Radverkehr in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter wird. In diesem Jahr findet das „STADTRADELN“ vom 03. Oktober bis 23. Oktober 2020 statt.

Zudem findet ein regelmäßiger Austausch in einer Projektgruppe zum Thema Radverkehr statt, die aus Vertretern der Politik, der Verwaltung und Interessenvertretern besteht. Hierzu gehört auch Frau Susanne Leonhard, die das „Amt 2 – Bauen und Umwelt“ leitet und unter anderem auch direkte Ansprechpartnerin ist für Ideen, Anliegen und Optimierungsvorschläge, die den Radverkehr betreffen. Als Expertin hat uns Frau Leonhard unter anderem erläutert, was es bedeutet eine „fahrradfreundliche Kommune“ zu sein.

Auch die Stadt Wolfratshausen engagiert sich für den Ausbau des Radverkehrs. (Auf dem Bild v.l.n.r: der Erste Bürgermeister Klaus Heilinglechner und die Leiterin des „Amtes 2 – Bauen und Umwelt“ Susanne Leonhard)

Liebe Frau Leonhard, herzlichen Dank für Ihre Zeit. Seit 2018 darf sich die Stadt Wolfratshausen als „fahrradfreundliche Kommune“ bezeichnen. Welche Kriterien muss eine Kommune hierfür erfüllen, um die Auszeichnung zu erlangen und welche Folgen und Chancen ergeben sich durch den Titel?

Für die Möglichkeit, Werbung für mehr Radverkehr zu machen, nehme ich mir sehr gerne Zeit. Die Auszeichnung als „fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr bildet den Abschluss eines meist mehrjährigen Prozesses, in dem die Mitglieder der AGFK nachweisen, dass sie die Visionen und Ziele des Vereins zur Förderung des Radverkehrs, insbesondere in der Nahmobilität, aktiv unterstützen. So soll das Fahrrad verstärkt als wichtiges Verkehrsmittel im Umweltverbund auf gesellschaftlicher und politischer Ebene wahrgenommen werden. In den Mitgliedskommunen sollen durch eine entsprechende politische Zielsetzung Verbesserungen in Richtung einer fahrradfreundlichen Infrastruktur erreicht werden. Durch engagierte Kommunikation und Werbung soll eine deutliche Erhöhung des Radverkehrsanteils erreicht und eine nichtmotorisierte Nahmobilität gefördert werden.

Den größten Vorteil in der Mitgliedschaft bei der AGFK sehe ich im gegenseitigen Austausch und dem gemeinsamen Auftreten unterschiedlicher Akteure. Viele zwischenzeitlich angelaufenen Untersuchungen hätte keine Kommune allein initiieren und deren Ergebnisse auf andere übertragen können. Wolfratshausen nimmt z.B. am Modellprojekt „einseitiger Schutzstreifen“ teil.

Die Auszeichnung als fahrradfreundliche Kommune wird übrigens nur zeitlich befristet verliehen. 2025 muss die Stadt nachweisen, dass sie weitere Verbesserungen erreicht hat.

Welche weiteren Maßnahmen wurden in den vergangenen zwei Jahren getätigt, um den Radverkehr zu optimieren?

Die spektakulären Verbesserungen, wie z.B. die Errichtung des Walserstegs, sind noch vor der Auszeichnung umgesetzt worden. Die Erneuerung der Fahrradabstellanlage am Bahnhof oder die Befestigung des Loisachuferweges zwischen dem Hatzplatz und der Kleingartenanlage konnten leider noch nicht abgeschlossen werden. Allerdings konnten ein paar zusätzliche Meter Schutzstreifen (Pfaffenrieder Straße, Moosbauerweg, Margeritenstraße), Radaufstellflächen (Roma-Kreuzung) und eine Fahrradabstellplatzsatzung für die ganze Stadt geschaffen werden. Zudem gibt es mehrere Bauvorhaben mit Mobilitätskonzept und ein großzügig ausgestattetes Förderprogramm für Lastenräder und Pedelecs sind Schritte zu mehr Radverkehr.

Als Ansprechpartnerin der Projektgruppe, die sich laufend und intensiv mit dem Thema Radverkehr auseinandersetzt, erhalten Sie bestimmt viele Rückmeldungen und Vorschläge seitens verschiedener Parteien. Wie erleben die Bürger*innen aus ihrer Sicht die Fahrradfreundlichkeit unserer Stadt?

Viele Wünsche und Anregungen betreffen die Hauptverkehrsstraßen in Wolfratshausen, die jedoch vom Straßenbauamt Weilheim verwaltet und durch das Landratsamt geregelt werden. Bei den beengten Straßenverhältnissen in Wolfratshausen ist es besonders schwer, entscheidende Verbesserungen für den Radverkehr auf diesen Strecken zu erreichen, da sie naturgemäß zu Lasten des motorisierten Verkehrs erfolgen müssen. Auch hier zeigt sich der Vorteil der Mitgliedschaft in der AGFK, da das beteiligte Staatsministerium auch über den beteiligten Verkehrsbehörden steht. Die langen Phasen ohne sichtbare Erfolge sind bei der Bevölkerung trotzdem nur schwer vermittelbar.

Welche Projekte sind für die Zukunft geplant?

Zwei der Wichtigsten (Fahrradabstellanlage am Bahnhof und Befestigung des Loisachuferweges) habe ich bereits genannt, aber zu meiner großen Freude zeichnet sich auch für die Königsdorfer Straße zwischen Bahngleis und Am Wasen endlich eine Verbesserung für den Radverkehr ab. Zusammen mit dem Landkreis soll überdies ein Alltagsradroutennetz erarbeitet werden.

Vielen lieben Dank, Frau Leonhard, für das spannende Interview.

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