Herausforderungen des Ehrenamtes

Wie erging es den Vereinen mit dem Lockdown? Dagmar Fritz hat sich im folgenden Blogartikel mit den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vier verschiedener Vereine in Wolfratshausen und in der Umgebung ausgetauscht. Vor welchen Herausforderungen standen beispielsweise die Trainerinnen und Trainer und wie haben sie diese positiv genutzt? Das lest ihr hier.

Digitale Gruppenstunden bei der Wasserwacht Wolfratshausen

Gemeinsam etwas zu erleben steht bei der Jugend der Wolfratshauser Wasserwacht im Vordergrund: „Bei uns lernen Kinder und Jugendliche Schwimmen, Erste Hilfe und Rettungsschwimmen. Wir kochen zusammen, gehen zum Zelten“, sagt Jugendleiterin Melanie Winklmeier, „als der Lockdown kam, war das alles nicht mehr möglich.“

Um trotz Corona den Kontakt zu ihren 50 aktiven Kindern und Jugendlichen zu halten, ging die Jugendleiterin neue, digitale Wege: Sie setzte sich mit Videodreh auseinander, brachte sich selbst bei, wie man Videos per Smartphone schneidet, vertont oder mit Text unterlegt.  „Wir haben begonnen Online-Videos zu drehen und digitale Gruppenstunden zu organisieren“, erzählt die engagierte Jugendleiterin.

Eine neue interne Webseite entstand, auf der mittlerweile 16 Videos zu finden sind. Die Videos informieren über Wasserrettung, Baderegeln, Knotenkunde oder Erste Hilfe. Um sich fit zu halten, gibt es selbst gedrehte Fitnessvideos und für den Zeitvertreib Bastel- und Backanleitungen. „Die wöchentliche digitale Gruppenstunde kam sehr gut an“, so Melanie Winklmeier, „mir war beim Lockdown wichtig, etwas Regelmäßiges anzubieten.“

Eine Erkenntnis nimmt die junge Truppe der Wasserwacht aus der Corona-Zeit mit: Retten funktioniert auch mit Abstand. Wie das geht, wird auf den Videos erklärt. Außerdem betont die Jugendleiterin: „Nur weil man Abstand halten muss, ist man nicht von der Verpflichtung zu retten entbunden.“

Die wichtigen Übungen der Jugend Wasserwacht Wolfratshausen waren während des Lockdowns nicht möglich, also wich die Jugenleiterin Melanie Winklmeier auf digitale Konzepte aus.

Training mit Hygienekonzept beim TSV Wolfratshausen

Laufen und Radfahren ging immer – auch während des Lockdowns. Ein Glück für die Leichtathletinnen und Leichtathleten des TSV Wolfratshausen, die sich dadurch fit halten konnten. Bei den Technikdisziplinen wie Weitsprung, Kugelstoßen, Diskuswurf und Speerwurf sah das anders aus: Das Stadion war gesperrt und damit ein Training nicht möglich.

„Erfreulicherweise wurde das Stadion von der Stadt vor einiger Zeit freigegeben“, sagt Alfred Barth, Vorsitzender des TSV. Anfangs durfte nur eine Trainerin oder ein Trainer mit vier Sporttreibenden  ins Stadion, danach wurde auf zehn Personen erhöht und heute können wieder größere Gruppen gleichzeitig die Sportstätte nutzen. „Das Training in Kleingruppen war sehr zeitaufwändig“, erzählt Barth, „aber die Kinder und Jugendlichen haben sich danach gesehnt wieder gemeinsam Sport zu machen.“ Lange Zeit hatten die Leichtathletinnen und -athleten das Stadion sogar für sich allein – erst seit Anfang Juli dürfen auch die Fußballerinnen und Fußballer wieder trainieren.

Besondere Hygieneregeln gelten für die Technikdisziplinen: Die Sporttreibenden bekommen einen eigenen Diskus oder Speer, der nach dem Training desinfiziert wird. Abstände müssen eingehalten werden, das Tauschen der Sportgeräte ist nicht erlaubt. In der Leichtathletik ist somit wieder alles möglich – nur Wettkämpfe werden in diesem Jahr so gut wie keine ausgetragen. Auch alle Marathons und Triathlons sind abgesagt. „Das ist schade, denn viele Sportlerinnen und Sportler trainieren, um bei einem Wettbewerb anzutreten. Bei Wettbewerben lassen sich aber die Abstandsgebote nicht einhalten“, erklärt der Chef des TSV.

Walter Halamek, Sportwart von 930 Turnerinnen und Turnern hat sich in den letzten Monaten intensiv mit Hygienekonzepten für die Hallennutzung auseinandergesetzt. „In der Halle sind die Regeln noch strenger“, sagt Walter Halamek. Vor dem Training treffen sich die Sportlerinnen und Sportler pünktlich mit Mundschutz vor der Halle und wechseln im Gang die Schuhe. Umkleidekabinen und die Duschen sind tabu. Beim Training müssen Abstände eingehalten werden. Nach einer Stunde ist Schluss und die Halle wird für 15 Minuten gelüftet. „Es gibt einen Eingang und einen getrennten Ausgang – die Sporttreibenden sollen sich nicht begegnen“, erklärt der Turnwart. Eine Durchmischung der Gruppen ist nicht erlaubt. Die Trainerinnen und Trainer müssen Anwesenheitslisten führen, damit mögliche Infektionsketten nachvollziehbar sind. „Einen praktikablen Ablauf zu organisieren war schwierig“, so Walter Halamek, „aber die Sportlerinnen und Sportler murren nicht wegen der Einschränkungen. Alle sind froh, dass wir wieder gemeinsam trainieren können.“

Auch der vom TSV Wolfratshausen organisierte Stadtlauf konnte aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht stattfinden. Nun kann unter anderem das Leichtathletiktraining unter bestimmten Bedingungen wieder stattfinden.

Risikosportart Schach

Der Schachclub Wolfratshausen gehört zu den besten Schachvereinen in Bayern. Er bringt regelmäßig junge Talente hervor, die national und international erfolgreich sind. Dass jedoch Schach eines Tages eine Risikosportart sein würde, hätten sich die Mitglieder des Schachclubs Wolfratshausen vor der Pandemie nicht vorstellen können.

Anfang des Jahres konnte der Verein die letzten Meisterschaften noch erfolgreich spielen, dann wurde die Erfolgsserie jäh durch das Virus gestoppt. Seit April wurden die Bretter in den Vereinsräumen nicht mehr angerührt. „Bei einem 60 cm breiten Schachbrett ist es kaum möglich 1,5 m Abstand zu halten“, erklärt Jugendtrainer Hermann Rogge. Nach jedem Spiel müssten alle Bretter und Figuren desinfiziert werden. Seit Covid-19 konnte deshalb der wöchentliche Präsenzunterricht für die 60 Jugendlichen des Schachclubs nicht mehr stattfinden.

Die Schachspieler wichen ins Internet aus. Auf Onlineplattformen und per Zoom-Meetings wurde weitergespielt. „Doch das ist nicht dasselbe“, erklärt Trainer Hermann Rogge, „das Gemeinschaftserlebnis ist nicht mehr da. Außerdem schalten manche Kinder die Kamera oder den Ton aus. Ob sie mit ihrer Konzentration dabei sind, bekommt man als Trainer nicht mehr mit.“

Herman Rogge sagt, dass ein deutscher Schachverein vor kurzem ein erstes Schachturnier hinter Plexiglasscheiben ausgetragen hätte. Vielleicht könnte dies auch eine Lösung für den Wolfratshauser Schachclub sein. „Das Thema Covid-19 wird uns noch einige Zeit begleiten, deshalb werden wir nach Wegen suchen, wie wir Präsenzunterricht möglich machen können“, sagt Jugendtrainer Rogge. „Unser Ziel ist es, im Herbst wieder Präsenztraining anzubieten.“ Wie und mit welchen Maßnahmen dies gelingen soll, darüber wird der Vorstand bei seiner nächsten Sitzung beraten.

Dass die Schachbretter lange Zeit unberührt bleiben, hätte sich der Schachclub in Wolfratshausen vor dem Lockdown nicht vorstellen können.

Getrennt einstimmig singen – Isura Madrigal Chor

Einen Chor mit 40 Personen bei Stimme zu halten, ist in Corona-Zeiten eine Herausforderung. „Die Stimme leidet, wenn man sie nicht trainiert“, erklärt Maite Bücheler, die Vorsitzende des Isura Madrigal Chors. Vier Monate lang war es ruhig um den Chor. Erst seit Juli können die Sängerinnen und Sänger sich wieder zum Singen treffen.

Besonders die Suche nach einem ausreichend großen Probenraum gestaltet sich schwierig. „Wir proben im Moment in der Petruskirche in Geretsried“, erklärt Maite Bücheler, „jedoch in zwei getrennten Gruppen.“ Und da liegt das Problem: Weil nicht mehr als 25 Personen gleichzeitig in der Kirche singen können, müssen die Proben im Schichtsystem abgehalten werden. Aus jeder Stimmgruppe wurden Sängerinnen und Sänger in zwei Gruppen aufgeteilt. Im Freien zu üben sei schwierig, so die Vorsitzende des Chors, denn „wir hören uns gegenseitig nicht gut genug, um uns aufeinander abzustimmen.“

Anfangs hatte die Vorsitzende des Chors Sorge, dass Mitglieder abspringen würden. Doch dies war nicht der Fall. „Als wir im Juli wieder singen konnten, kamen fast alle zu den Proben. Die Mitglieder haben sich gefreut, dass zumindest eine getrennte Probe stattfinden kann.“ Nur zwei Mitglieder bleiben bislang fern – sie gehören zur Risikogruppe.

Weil die Probensituation nicht ideal ist und auch die wichtigen Chorwochenenden nicht stattfinden können, wird es in diesem Jahr wohl keine Auftritte mehr geben. Im Herbst wird man sehen, wie es weitergehen soll. „Wir sind frustriert – für den Chor ist 2020 ein verlorenes Jahr“, so die Vorsitzende bitter, „hoffentlich läuft es 2021 wieder besser.“

Das Gruppenbild entstand noch vor der Pandemie. 2020 kam dann der Lockdown. Als die Chorproben unter bestimmten Auflagen wieder möglich wurden, waren die Sängerinnen und Sänger des Isura Madrigals Chores sehr erleichtert.

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Basteln, Klettern, Malen, Schminktipps, Erkundungstouren – Das sind nur einige Ferienaktivitäten für Kinder und Jugendliche: Der Kreisjugendring Bad Tölz-Wolfratshausen veröffentlicht jährlich und pünktlich vor den Sommerferien ein buntes Ferienprogramm, an dem auch viele lokale Vereine beteiligt sind. Es wurden dieses Jahr bereits einige Plätze verlost, jedoch gibt es noch einige freie Möglichkeiten, an denen die Kinder und Jugendliche teilnehmen können. Hier gelangt ihr direkt zum Ferienprogramm.

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