
Keine Frage! Wir blicken auf das Jahr 2020 zurück und sind uns sofort einig: Die letzten Monate waren eine Zeit der Herausforderungen, eine Zeit der Umstellungen, eine Zeit der Alternativen aber vielleicht auch eine Zeit der Chancen und der Besinnung auf das Wesentliche.
Wir haben mit dem Ersten Bürgermeister Klaus Heilinglechner das Jahr 2020 Revue passieren lassen, darüber gesprochen, welche Aspekte trotz aller Herausforderungen besonders schön waren und auf was wir uns im kommenden Jahr bereits freuen dürfen.
Danke, Herr Heilinglechner, für Ihre Zeit. Sie blicken auf das Jahr 2020 zurück. Mit welchen Worten können Sie dieses zusammenfassen?
Das Jahr 2020 war ein herausforderndes Jahr. Das begann mit der Kommunalwahl, die letztlich schon im Zeichen der Covid-19-Pandemie stand und hinzu kam der erste „Lockdown“. Man musste sich also mit einer vollkommen neuen Situation auseinandersetzen. Das war schon eine große Herausforderung.
Was war in diesem Jahr beispielsweise besonders herausfordernd und wie konnte das gut gelöst werden?
Besonders herausfordernd waren im ersten Augenblick die neuen Regeln und Richtlinien. Dazu gehört zum Beispiel das Tragen der Maske im Rathaus oder in den Geschäften und natürlich daran zu denken, dass man eine Maske mit sich trägt. (lacht) Das war eine Umstellung im Alltag, aber dennoch gut machbar. Die Maske ist letztlich ein einfaches Instrument, um unsere Mitmenschen und uns selbst zu schützen.
Aber auch der Bereich des Sitzungsdienstes gestaltete sich nicht einfach. Das haben wir beispielsweise mit der Verlegung der Stadtratssitzungen in die Loisachhalle gelöst, damit die Abstände optimal eingehalten werden konnten.
Aber auch die Unsicherheit zu den Krankheitsverläufen Covids-19 gestaltete sich herausfordernd. Man weiß nicht, wie der individuelle Krankheitsverlauf ist. Das ist ein Bereich, bei dem man sich unsicher ist und somit Gedanken macht. Umso wichtiger ist es, dass man seine Mitmenschen und sich weiterhin durch Einhalten der Hygieneregeln schützt.
Wie bereits erwähnt, waren die Kommunalwahlen – insbesondere die Stichwahl – besonders herausfordernd: Im März ging der Lockdown los, dann folgte die Stichwahl und das war hinsichtlich der Wahl und der Auszählung eine neue Situation. Die Wahlhelferinnen und –helfer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung konnten das jedoch lösen und haben einen guten Weg gefunden.
Welche Aktionen und/oder Projekte der Bürgerinnen und Bürger haben Sie in diesem Jahr besonders bewegt?
Die Aktion „WORbringts“, mit der kurzerhand ein Lieferdienst seitens des Werbekreises Einkaufstadt Wolfratshausen e.V. ins Leben gerufen und organisiert wurde, hat mir sehr gut gefallen. Viele Einzelhändlerinnen und –händler waren unter anderem die Ersten, die unter dem „Lockdown“ im März gelitten haben. Zahlreiche Geschäfte, außer die des täglichen Bedarfs, mussten schließen und mit der Idee zu „WORbringts“ konnte hier eine abmildernde Alternative gefunden werden.
Auch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger hat mich besonders bewegt. Mit der Aktion „WOR Miteinander – Füreinander“, an dem auch der Verein „Bürger für Bürger – Nachbarschaftshilfe Wolfratshausen e.V.“ beteiligt war, wurde die Versorgung der Risikogruppen aber auch Seniorinnen und Senioren organisiert. So mussten diese beispielsweise nicht das Haus zum Einkaufen verlassen, erhielten diese seitens engagierter Bürgerinnen und Bürger und waren damit nicht unmittelbar einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Das ist eben aus einem Bürgerengagement heraus entstanden und ist für mich einfach bezeichnend, dass eine Gemeinschaft in einer Notlage doch zusammenhält.
Aber auch die alternativen Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Pop-up-Konzerte, die seitens des Sachbereichs Kultur der Stadt Wolfratshausen organisiert wurden, gefielen mir gut. Die Kulturbranche leidet extrem unter dieser Pandemie, sämtliche Veranstaltungen wurden abgesagt und wir wissen auch nicht, wie es nächstes Jahr weitergeht. Trotzdem fand und findet die Branche Alternativen, wie zum Beispiel Übertragungen per Livestream oder eben die Pop-up-Konzerte, die spontan angekündigt wurden, um keine großen Menschenansammlungen zu riskieren. Das finde ich einfach toll.
Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger zeigt eine starke Solidarität der Menschen, die vor allem auch in herausfordernden Zeiten sichtbar wird. Welche Werte sind Ihnen wichtig und möchten Sie auch für die Zukunft weitergeben?
Ganz bedeutend für mich ist die Hilfsbereitschaft in einer schnelllebigen Gesellschaft. In der Zeit der Pandemie hat sich die Offenheit gegenüber den Mitmenschen bewährt: Ich finde es wichtig, dass man sich dafür öffnet, wie es beispielsweise den Nachbarn, den älteren und hilfsbedürftigen Mitmenschen geht und diese weiterhin unterstützt. Es wäre schön, wenn man diese Hilfsbereitschaft beibehält – auch außerhalb der Pandemie.
Hinzu kommt für mich auch der Wert der Aufgeschlossenheit, beispielsweise gegenüber neuen Situationen, wozu in diesem Jahr auch die Pandemie gehörte. Aufgeschlossenheit bedeutet in diesem Kontext auch, dass man es akzeptiert, das Beste daraus macht und sich schließlich so organisiert und das Umfeld gestaltet, dass man auch Positives daraus ziehen kann.
Apropos Zukunft, gibt es bereits einen Ausblick auf das kommende Jahr? Was ist für das Jahr 2021 geplant, auf das Sie sich besonders freuen können?
Zunächst freue ich mich darauf, wenn wir die Pandemie gut überstehen und alle gesund bleiben. Das ist mein persönlicher Wunsch.
Aus städtischer Sicht freue ich mich darauf, dass es endlich mit der Baustelle beim ehemaligen Isar Kaufhaus weitergeht. Es geht voran und bietet somit auch Perspektiven für neue Geschäfte.
Ich freue mich auch auf Pläne hinsichtlich einer neuen Grund- und Mittelschule in Wolfratshausen. Das hat uns im letzten Jahr viel Zeit gekostet.
Und ich freue mich auf die Ergebnisse der Vorentwurfsplanung für die Umgestaltung der Marktstraße, die gerade auf Grundlage des zurückliegenden Bürgerbeteiligungsprozesses entstehen. Darauf bin ich bereits sehr gespannt.
Nun steht der Jahreswechsel an. Wie verbringen Sie Silvester und gehören Sie zu den Menschen, die sich gerne Vorsätze für das neue Jahr vornehmen?
Also heuer werden wir ein Silvester der ganz anderen Art feiern. Der Verzicht auf das Feuerwerk bedeutet für mich keine große Umstellung, da mir in den vergangenen Jahren die Gefahr zu groß war und mich die damit einhergehende Umweltbelastung beschäftigt. Das Feuerwerk werde ich somit in diesem Jahr nicht vermissen. (lacht) Was mir aber in diesem Jahr fehlen wird, ist der gemeinsame Abend innerhalb meines Freundeskreises.
Gut, das mit den Vorsätzen ist immer so eine Sache (lacht) Ich finde Zeit für die Familie und Freunde ist ein guter Vorsatz für das kommende Jahr.
Danke, Herr Heilinglechner, für das Interview.