„Raus an die Luft“ mit der Spatzen Rikscha

Seit dem 1. Juni sind die Zwillingsschwestern Sarah und Leonie Brand nun mit ihrer Rikscha auf den Wolfratshauser Straßen unterwegs und kutschieren ihre Kunden quer durch die Stadt. Bei ihrer Aktion „Raus an die Luft“, die noch bis zum 26. Juni läuft, können sich Senioren kostenfrei in die Stadt und nach Hause fahren lassen. Wir haben uns mit den beiden Wolfratshauserinnen zusammengesetzt und nachgefragt, wie die Idee geboren wurde und wo die Reise mit der Spatzen Rikscha noch hingehen soll.

Habt ihr schon Muskelkater vom in die Pedale treten?

Leonie: (lacht) Nein, noch geht es aber wir sind auch als Fitnesstrainerinnen tätig und gehen auch privat viel Laufen und Fahrrad fahren…

Sarah: …Zurzeit ist es eigentlich nur noch Fahrrad fahren aber was gibt es schöneres als sich durch die Arbeit fit zu halten und gleichzeitig auch noch braun zu werden? (lacht)

Eurer Job hat also sehr viele positive Nebeneffekte?

Leonie: Ja, auf jeden Fall und an unserem Feierabend können wir uns schön entspannt auf die Couch legen und wissen, wir haben heute was gemacht!

Aber nun noch einmal für alle, die euch noch nicht kennen: Wer seid ihr eigentlich?

Leonie: Also, wie du siehst, sind wir Zwillingsschwestern. Ich bin die Leonie und das ist die Sarah.

Sarah: Leonie ist die Ältere von uns beiden – allerdings nur sieben Minuten!

Leonie: Aber dafür ist die Sarah einen Zentimeter größer. (lacht) Es gibt eher kleine Unterschiede, die man erst feststellt, wenn man uns näher kennen lernt.

Trotzdem kommt es sicher häufig vor, dass man euch verwechselt, oder?

Leonie: Ja, natürlich. wie für Zwillinge üblich werden wir oft verwechselt. Vor allem von denen, die uns nicht so gut kennen. Zum Beispiel kam es schon vor, dass jemand eine von uns beiden beim Rikschafahren sieht und 5 min später die Andere am anderen Ende der Stadt trifft. Da wurden wir schon das ein oder andere Mal gefragt, wie schnell wir eigentlich unterwegs seien. (lacht)

Das erinnert mich an die Geschichte mit dem Igel und dem Hasen.

Leonie: Ja genau! Bis wir sie dann aufklären, dass es zwei von uns gibt. Es kommt schon zu manchen lustigen Missverständnissen. Als ich einmal eine Kundin gefragt habe, wo es denn hingehen soll, meinte sie nur ganz selbstverständlich: „Zu mir nach Hause – Du weißt ja, wo das ist!“ – Ich hatte aber keine Ahnung. Da hat es bei mir schon ein paar Sekunden gedauert bis es Klick gemacht hat und ich darauf gekommen bin, dass sie mich wohl mit der Sarah verwechselt.

(lacht) Ich dachte, immer ihr seid als Zwillinge stadtbekannt – zumindest kennt euch mittlerweile jeder im Rathaus. Ihr kommt aber aus Wolfratshausen, oder?

Leonie: Ja, geboren sind wir zwar in München aber seitdem wir uns erinnern können, wohnen wir in Wolfratshausen.

Ihr studiert beide Tourismus, richtig?

Sarah: Wir haben einen Bachelor in Tourismusmanagement gemacht und machen jetzt den Master in Tourismus, Kultur und Umwelt. Diese Disziplinen gehören für uns einfach zusammen. Dabei kamen wir dann auch auf die Idee Hobby, Sport und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden.

Also ist die Idee im Studium entstanden?

Leonie: Nicht direkt. Wir haben letztes Jahr bei der Aktion mitgemacht, bei der wegen Bauarbeiten am Floßkanal Rikscha Taxis als Shuttledienst angeboten wurden. Dabei haben wir Leute in die Innenstadt und wieder zurückgebracht und das kam super gut an! Im Nachhinein haben wir uns dann gefragt, warum machen wir das nicht weiter, wenn das so gut ankommt? Wir kommen aus Wolfratshausen und wollen etwas für die Wolfratshauser und Wolfratshauserinnen tun und ihnen auf nachhaltige Weise das Leben erleichtern.

Sarah: So haben wir dann nach einer halbjährigen Planungsphase mit dem Projekt losgelegt und wollen unser Angebot langfristig verbreitern. Momentan bieten wir schon Touren, Taxi- und Lieferservice, Event- und Hochzeitsfahrten an. Auf den Lieferservice sind wir gekommen, als in den letzten Monaten notgedrungen immer wieder Click & Collect angeboten wurde und die Leute Hemmungen hatten vor Ort einkaufen zu gehen. So sind wir dann für ein paar Läden zur nachhaltigen Alternative zur Autolieferung geworden.

Leonie: Das ist dann nicht nur umweltverträglicher, sondern auch aufregender, wenn das Essen mit der Rikscha kommt. (lacht)

Wie wird euer Projekt denn so aufgenommen?

Sarah: Super gut! Wenn wir durch die Stadt fahren lächeln uns alle zu – so eine Rikscha ist ja auch ein Eye-Catcher – und auch zu unserem Angebot bekommen wir gutes Feedback. Da geht einem wirklich das Herz auf! Wir haben schon viele Zusagen für Touren, die in Zukunft stattfinden werden. Gerade für Leute, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind oder kleine Kinder haben, ist das eine gute Möglichkeit mal wieder raus zu kommen und beispielsweise eine Runde durch die Pupplinger Au zu drehen. Wir haben viele Leute getroffen, die sowas eigentlich gar nicht mehr machen könnten aber mit einer Rikscha ist es eben doch noch möglich.

Leonie: Ich habe letztens auch mit einem älteren Herrn geredet, der meinte, er nehme mittlerweile eher ungern das Auto. Für eben solche Leute ist die Rikscha einfach eine super Alternative, um beispielsweise einen Einkauf zu erledigen und nebenbei erspart man sich auch noch die nervige Parkplatzsuche.

Das heißt eure Ladefläche reicht aus, um einen Wocheneinkauf zu erledigen?

Sarah: Ja, es passen insgesamt drei Personen in die Rikscha und es gäbe noch genug Platz für Einkäufe im Fußraum. Für größere Transporte bekommen wir in Kürze auch noch einen Anhänger.

Das heißt ihr erweitert laufend euren Fuhrpark?

Sarah: Ja, natürlich aber wir machen das Spatzenrikscha-Projekt erst seit knapp einer Woche und so eine Rikscha ist auch eine Investition, die man erstmal wieder reinholen muss.

Mit welchem Angebot wollt ihr denn dafür sorgen, dass das klappt?

Sarah: Wir haben gerade einen Monat lang bis zum 26.06 eine Aktion für Senioren. Wir fahren sie kostenlos in die Stadt, helfen ihnen bei den Besorgungsfahrten und fahren sie wieder nach Hause. Ansonsten ist der Preis je nach Tour abhängig von der Dauer und der Strecke, die zurückgelegt wird.

Leonie: Unser Website ist gerade noch in der Mache aber dort erfährt man dann mehr über unsere Touren. In Planung sind beispielsweise die Natur-Pur-Tour durch die Pupplinger Au, eine Picknick- oder Genuss-Tour sowie die Stadttour, auf der man die Geschichte der Stadt kennenlernen kann. Gerade da haben wir festgestellt, dass es viele Dinge gibt, die man selbst als Einheimischer noch nicht so genau weiß.

Also bringt ihr durchaus Leben in die Stadt?

Leonie und Sarah: Ja!

Dürfen eure Gäste auch mit euch quatschen und sich über eure Gesellschaft freuen?

Sarah: Ja, das ist uns sehr wichtig! Gerade bei Personen, die in diesen Zeiten alleine wohnen, merkt man, dass sie viel Redebedarf haben. Dann fällt es einem schon schwer, wenn man sie vertrösten muss, weil die nächste Fahrt wartet. Aber wir unterhalten uns sehr gerne mit unseren Kunden und freuen uns auch immer sehr, wenn sie gesprächig sind!

Der Rikschaservice ist, wie ich sehe, auch Corona-konform!

Leonie: Ja, das stimmt! Es ist nicht so stickig, wie beispielsweise im Bus. Aber es ist ja tatsächlich so, dass der Individualverkehr stark zugenommen hat und häufiger mit dem Auto gefahren wird, weil die Leute verständlicherweise Menschenansammlungen meiden wollen. In der Hinsicht sind wir auch froh eine Alternative bieten zu können, die Corona-konform und noch dazu umweltverträglich ist.

Sarah: …und dazu uns selbst so viel Spaß macht!

Ihr habt wirklich Freude daran, das sieht man euch wirklich an! Kommt ihr hinterher, was die Anfragen angeht? Allein während unserem Gespräch kam ja schon der ein oder andere Anruf rein.

Sarah: Ja, gerade ist recht viel los aber es gibt natürlich auch Zeiten, in denen es ruhiger zu geht. Da kann man dann auch mal entspannen und Pause machen.

Leonie: Aber dafür, dass es uns erst seit einer Woche gibt, sind wir schon sehr glücklich! Zu Beginn eines solchen Projekts ist natürlich die erste Frage: Wird unser Projekt angenommen? Ist das überhaupt eine gute Idee? Aber jetzt wo wir gestartet sind, sind wir total motiviert und echt froh, dass wir das durchgezogen haben. Gerade das „Durchziehen“ ist nicht immer selbstverständlich.

Ja, ich bin im Durchziehen auch nicht immer der Beste. (lacht) Wie lang macht ihr jetzt erstmal weiter?

Sarah:  Die „Raus an die Luft“-Aktion geht erstmal bis Ende Juni aber die regulären Fahrten machen wir auf jeden Fall weiter

Leonie: Wir überlegen sogar im Winter zu fahren, da werden es wahrscheinlich weniger Touren sein aber wir bieten auch Decken und Glühwein an und dann geht selbst im Winter eine Tour!

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