60 Jahre Stadterhebung: So liefen die Feierlichkeiten damals ab

Als „Wolueradeshusun“ findet Wolfratshausen bereits am 30. Juni 1003 in Zusammenhang mit der Abgrenzung eines Jagdgebietes zu ersten Mal Erwähnung. Erst beinahe ein Jahrtausend später, im Jahr 1961, wird sie offiziell zur Stadt erhoben. Zum heutigen 60. Jubiläum dieses großen Tages führt uns unser Stadtarchivar Simon Kalleder in der Zeit zurück an den geschichtsträchtigen Augenblick und stellt den Ablauf Stadterhebung dar. Viel Spaß bei der Zeitreise!

Es ist April im Jahr 1961: Damals stellt der Rat der damaligen Marktgemeinde beim Bayerischen Innenministerium den Antrag, Wolfratshausen zur Stadt zu erheben. Feste Grundsätze, was einen Ort zur Stadt macht, gibt es zu dieser Zeit nicht. Im Falle Wolfratshausens ist man sich im Innenministerium offenbar aber ziemlich schnell einig. Bereits am 09. Oktober 1961 unterschreibt der damalige Innenminister und spätere Ministerpräsident Alfons Goppel die Stadterhebungsurkunde.

Wolfratshausen feiert sich als Stadt

In Wolfratshausen selbst war der große Tag der 02. Dezember 1961. Bereits in der Früh um 7 Uhr beginnt der Weckruf der Bläservereinigung. Um halb neun fanden zwei Festgottesdienste in der katholischen und evangelischen Kirche statt. Das katholische Programm ist sogar überliefert und war mit musikalischen Einlagen wie etwa der „Nelson-Messe“ von Haydn durchaus ambitioniert.

Staatssekretär Junker übergibt Urkunde an Bgm. Finsterwalder – Foto: Stadtarchiv

Um 10:30 Uhr begann dann der offizielle Staatsakt zur Stadterhebung. Dieser fand aber nicht im Rathaus, sondern im Kino in der Bahnhofstraße statt. Da Innenminister Goppel selbst verhindert war, überreichte Staatssekretär Heinrich Junker, die offizielle Urkunde. Daneben gab es noch Reden vom Wolfratshauser Bürgermeister Peter Finsterwalder, dem Regierungspräsidenten Dr. Mang, dem Wolfratshauser Landrat Lehmair und dem Bürgermeister der Patenstadt Bad Tölz Roth. Die musikalische Umrahmung war wuchtig, aus heutiger Sicht vielleicht sogar etwas pathetisch. So wurde unter anderem das „Halleluja“ von Händel, „die Allmacht“ von Schubert und die „Vaterländische Hymne“ von Eugen Jochum gespielt. Ab 11 Uhr folgte dann ein Standkonzert auf dem Marienplatz, mit anschließendem Mittagessen für die Ehrengäste in der Turnhalle.

Staatsakt im Kino in der Bahnhofstraße – Foto: Stadtarchiv

Abends um 19:30 Uhr begann dann das Event für die Gesamtbevölkerung. Ein sogenannter „Volkstumsabend“ – heute würde man wohl eher Heimatabend dazu sagen. Geleitet wurde es von „dem bekannten Münchner Humoristen“ Otto Baumann. Auffällig ist, dass neben dem TSV, der Sängerzunft und den Loisachtalern besonders die Heimatvertriebenen stark an diesem Abend mitwirkten. Das erklärt sich dadurch, dass die Einwohnerzahl der nunmehrigen Stadt Wolfratshausen durch den Zuzug von Heimatvertriebenen um ca. 50% gewachsen war, was durch Landrat Lehmair beim Staatsakt besonders hervorgehoben wurde. Laut einem Zeitungsbericht wurde bei diesem Ereignis auch ein Marsch namens „Hoch Wolfratshausen“, vom damaligen Leiter der Bläservereinigung Anton Zinner komponiert, uraufgeführt. Dieser scheint leider inzwischen verschollen zu sein.

Veranstaltungen an den folgenden Tagen

Auch die folgenden Tage fanden einige Events im Zeichen der Stadterhebung statt. Am 03. Dezember folgte beispielsweise ein sportliches Highlight. Der TSV 1860 München kam zu einem Gastspiel zu den Wolfratshauser „Wölfen“ des TSV Wolfratshausen. Schon der Beginn war spektakulär. Eine neue einmotorige Maschine der amerikanischen Luftwaffe warf aus dem Flug den Spielball ab. Sportlich war das Spiel dann zwar torreich aber dennoch einseitig. Sieben Mal versenkten die Münchner Löwen den Ball im Tor der Wölfe, die immerhin noch einen Ehrentreffer durch Graf erringen konnten. Daneben gab es noch weitere Fußballspiele der Jugend, sowie Handball-Partien.

Volkstumsabend beim Staatsakt – Foto: Stadtarchiv

Am 04. Dezember fand dann noch ein Essen für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger statt. Dabei wurde „gute Suppe“ Kalbs- oder Schweinebraten mit Beilagen und 2 Brote gereicht. Frauen bekamen ein kleines Bier oder Fruchtsaft zu trinken, Männer 3 Gläser Bier oder einen Schoppen Wein. Was Gleichberechtigung anging, war man damals noch nicht ganz so weit.

Als letzter Akt wurde schließlich am 17. Dezember eine Stadtratssitzung abgehalten, bei der der Bürgermeister allen Beteiligten dankte und sich die Stadträte ins Gästebuch der Stadt eintrugen. Daneben wurde dem jüngsten Bürger der Stadt, der am 09. Oktober geboren wurde ein Sparbuch über 50 DM geschenkt.

Zum Weiterlesen

Ihr interessiert euch für die Wolfratshauser Geschichte? Dann schaut euch doch mal unsere G´schichten aus dem Stadtarchiv an. In ihnen geht es u. a. um skandalösen Floßfahrten, gesellige Feuerwehrleute oder den Sittenverfall im Jahr 1900.

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