Andreas Westermeier über die Bergwacht Wolfratshausen

Im 19. Jahrhundert steigt die Abenteuerlust. Expeditionen und vor allem Bergbesteigungen sind am Boomen. Kein Wunder, dass bald darauf auch eine Bergwacht gegründet wird. Die Bergwacht Wolfratshausen gibt es bereits seit 1920. Die ehrenamtlichen Retter können bei jeglichen Unfällen in der Natur ausrücken und helfen dort, wo der Rettungswagen nicht mehr hinkommt. Für unseren Blog gewährt Andreas Westermeier ein paar Einblicke in die Arbeit bei der Bergwacht und insbesondere in die Grundausbildung.

Herr Westermeier, wie sind sie zur Bergwacht gekommen und was machen Sie dort?

Westermeier: Ich habe 2010 bei der Bergwacht Wolfratshausen angefangen. Damals war ich frische 16 Jahre alt und bin über einen Freund auf die Bergwacht gekommen und habe mich dort direkt wohlgefühlt. Nachdem ich meine Grundausbildung abgeschlossen hatte, bin ich selbst Ausbildungsleiter geworden. Das habe ich einige Jahre gemacht, bis ich 2021 zum Bereitschaftsleiter gewählt wurde. Seitdem führe ich diese Position mit aus, bin aber natürlich auch ganz normal als Bergwachtler tätig, mache regelmäßig Einsätze und Vorsorgedienste.

Was macht ein Bereitschaftsleiter bzw. eine Bereitschaftsleiterin?

Westermeier: Er kümmert sich darum, dass der Laden läuft. Er koordiniert das Personal; sorgt dafür, dass alle Vorgaben eingehalten werden und kümmert sich darum, dass regelmäßig Ausbildungen und Schulungen stattfinden. Aber auch die Kommunikation mit verschiedensten anderen Organisationen und übergeordneten Stellen gehört zu seinen Aufgaben. Das muss ich zum Glück nicht alleine bewältigen, sondern arbeite dabei im Team mit meinem Stellvertreter Moritz Mörtl zusammen.

Rettung am Brauneck (Foto: Bergwacht Wolfratshuasen)

Für jemanden, der mit dem Thema noch nie etwas zu tun hatte: Was macht die Bergwacht Wolfratshausen?

Westermeier: Die Bergwacht ist für die Rettung von Personen in unwegsamen Gelände zuständig. Das ist nicht nur im Hochgebirge der Fall, sondern passiert auch bei uns in und um Wolfratshausen, bei Unfällen im Wald oder in den Isarauen. Wir rücken überall dort aus, wo sich der Rettungsdienst mit einem Rettungswagen schwertut und sind dort nicht nur für die Rettung, sondern auch für die medizinische Versorgung der Patienten zuständig.

Wo liegt das Einsatzgebiet der Bergwacht Wolfratshausen?

Westermeier: Die Grenzen sind nicht klar gezogen. Man kann sich aber an den Positionen der nächsten Wachen orientieren. Diese sind in München, Bad Tölz und Penzberg – alles dazwischen decken wir ab. Unser Einsatzgebiet lässt sich so auf die Gemeinden Wolfratshausen, Geretsried, Eurasburg, Münsing, Icking und Egling eingrenzen.

Wie viele Bergwachtler und Bergwachtlerinnen stehen Ihnen dafür zur Verfügung?

Westermeier: Insgesamt sind wir 44 Mitglieder von denen 15 aktive Einsatzkräfte sind. Einige sind als Anwärter in der Grundausbildung und somit noch nicht einsatzfähig, wieder andere sind schon zu alt für den Einsatz. Mitglieder, die gesundheitsbedingt nicht mehr für den Einsatz am Berg geeignet sind, können häufig noch andere wichtige Aufgaben übernehmen und engagieren sich zum Beispiel im Bereich Naturschutz.

Wie sieht es denn mit Nachwuchs für die Bergwacht Wolfratshausen aus?

Westermeier: Was Neuanwärter angeht, können wir uns nicht beklagen. Aktuell sind 12 Mitglieder bei uns in der Grundausbildung, was im Vergleich zu anderen Bergwachten recht viel ist. Trotzdem sind wir immer froh über neue Bewerber.

Was muss man mitbringen, wenn man Bergwachtler oder Bergwachtlerin werden möchte?

Westermeier: Von klein bis groß und von jung bis alt ist erstmal jeder willkommen. Allerdings sollte man nicht unsportlich sein. Für die Einsätze im Winter ist es auf jeden Fall notwendig gut Skifahren zu können und Erfahrung beim Bergsteigen und Klettern im Freien sind ebenfalls sehr hilfreich. Geschick beim Hallenklettern ist sicher von Vorteil, jedoch sollte man den Unterschied zum Klettern in einer felsigen Umgebung nicht unterschätzen. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass gerade das Klettern jeder lernen kann, solange man Spaß daran mitbringt!

Übungseinheit der Bergwacht (Foto: Bergwacht Wolfratshausen)

Wie läuft die Grundausbildung ab?

Westermeier: Die Grundausbildung selbst erstreckt sich über mindestens drei Jahre und fängt mit einer medizinischen Eignungsuntersuchung durch einen Arzt an. Dabei wird sichergestellt, ob der Anwärter körperlich fit für die Arbeit bei der Bergwacht ist. Wenn das gegeben ist, muss der Anwärter zwei Eignungstests bestehen, welche jeweils die im Sommer und im Winter notwendigen Techniken prüfen. Beim Eignungstest „Sommer“ muss die Anwärterin oder der Anwärter die Kondition beim Bergsteigen auf Zeit unter Beweis stellen und die Fertigkeiten beim Mehrseillängen-Klettern zeigen. Beim Eignungstest „Winter“ geht es dann um das Skifahren neben und auf der Piste sowie das Skitourengehen. Außerdem wird die Lawinensicherheit abgeprüft, indem man ein verschüttetes Lawinenverschüttetensuchgerät innerhalb einer bestimmten Zeit findet. Nach den Eignungstests beginnt die Ausbildung und die entsprechende Vorbereitung für die Prüfungen in den Bereichen Winterrettung, Notfallmedizin, Luftrettung, Sommerrettung und Naturschutz. Meistert man all diese ist man offiziell eine aktive Einsatzkraft der Bergwacht Bayern.

Da muss die Karriere bei der Bergwacht aber noch nicht aufhören, denn es bestehen noch zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten. Neben der Weiterbildung zum Einsatzleiter oder zum Ausbilder/ zur Ausbilderin gibt es auch diverse Spezialausbildungen. Alle aktiven Mitglieder, welche sich weiterentwickeln wollen, können sich dabei in den Bereichen Höhlenrettung, Canyonrettung, Psychosoziale Notfallversorgung, Sachkundiger für PSAgA (persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz) oder zum Hundeführer bzw. zur Hundeführerin ausbilden lassen.

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Für mehr Infos zur Bergwacht Bayern klickt hier.

Ihr geht gerne Wandern, Bergsteigen oder betätigt euch allgemein gern im Freien? Dann achtet auf eure Umwelt! Hier findet ihr die Dos und Don’ts in der Natur übersichtlich zusammengefasst vom Tölzer Land.

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