Historisches: Die Flößer und die Burg

Wer hat’s gebracht: Die Flößer!

Waren für die Wolfratshauser Burg auf dem Wasserweg

Fresko Wolfratshausen 1585 (c) Flößerstraßenverein e.V.

Fresko Wolfratshausen 1585

 

In den malerischen Flusstälern von Loisach und Isar, kurz vor den Toren Münchens, liegt Wolfratshausen mit seiner über 1.000-jährigen Geschichte. Die heutige Stadt blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Große Bedeutung für den Ort hatten die beiden Flüsse als Handelsrouten. Auf ihnen wurden verschiedenste Güter unter anderem von Italien nach München und darüber hinaus transportiert. Weder Isar noch Loisach waren bis München schiffbar und so verhalf die Floßfahrt den Bürgern Wolfratshausens zu Ansehen und Wohlstand. Kaum ein anderer Erwerbszweig hat unseren Ort so geprägt wie die die Flößerei.

Ab dem 12. Jahrhundert – das ist die Zeit des Hochmittelalters in Europa – legten Flöße von Wolfratshausen in Richtung München ab, das ist urkundlich belegt. In dieser Zeit (1116) ließ Graf Otto II. von Wolfratshausen – er entstammt dem Geschlecht der Dießen-Andechser – auf dem heutigen Bergwald westlich der Loisach eine mächtige Burg errichten. Für den Bau und die Versorgung des Schlosses war der Floßbetrieb sicher notwendig, da die Wege zu Lande schlecht und unsicher waren. Man kann sich gut vorstellen, wie die Flöße schwer beladen mit Baumaterialien wie Gips, Kalk und Steinen in Wolfratshausen anlandeten.

Nachdem der Adel mit Würdenträgern und Bediensteten die Burg bezogen hatte – unter anderem hielt sich auch der Wittelsbacher Kaiser Ludwig der Bayer (1281/1282 – 1347) hier auf – mussten dieser auch versorgt werden. Und natürlich nicht nur mit Grütze und grobem Leinen, wie zu dieser Zeit die einfache Landbevölkerung. Und so erreichten Wolfratshausen über die Floßfahrt Warenlieferungen aus fernen Ländern, wie exotische Gewürze, erlesene Weine und feine Stoffe.

Erinnerungsstein zur Burg Wolfratshausen

Erinnerungsstein zur Burg Wolfratshausen

Das Geschlecht der Wolfratshauser Grafen starb nur knapp 50 Jahre später – 1157 – aus und die Grafschaft fiel damit an das Stammhaus Dießen-Andechs zurück – nach diesem Gebietszuwachs übrigens eine der mächtigsten Adelsfamilien Bayerns! Und hier findet sich auch wieder ein Hinweis auf die Flößerei: Zum Vermächtnis des letzten Grafen von Wolfratshausen, Heinrich II., gehörten auch eingenommene „Floßpfennige“.

Die Wittelsbacher übernahmen 1243 die Burg, die danach Amtssitz des herzoglichen Pflegers und Richters wurde, der die Hochgerichtsbarkeit ausübte. So war Wolfratshausen seit dem 13. Jahrhundert Mittelpunkt des Landgerichts (heute Amtsgericht), das von Freising bis Tirol, vom Starnberger See bis zum Tegernsee reichte. Die Bedeutung des Ortes wuchs und so blühte der Ort um 1300 so richtig auf, was auch an der Flößerei lag: Denn Holz spielte wegen der steigenden Bautätigkeit vor allem in München eine immer wichtigere Rolle. So begann 1240 der Bau der Münchner Frauenkirche.

Die Wolfratshauser Burg war aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage heiß umkämpft. Immer wieder wurde sie belagert, geplündert, niedergebrannt und dann wieder neu aufgebaut. Doch nach einem Blitzeinschlag im Pulverturm im Jahr 1734 war ihr Ende eingeläutet. Die Steine der Burg wurden unter anderem zum Bau der Residenz nach München gebracht … und das – wie soll es anders sein – mit dem Floß! Nicht einmal einen Stein hat man der Stadt zum Andenken dort oben gelassen.

Dies ist ein Gastbeitrag von Sabrina Schwenger, Redakteurin & Freie Journalistin für den Flößerstraßenverein e.V.

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